Bonn und ich

Mit Bonn verbindet mich ein Teil meiner Familiengeschichte: Meine Mutter wuchs im Rheinland auf, und die Besuche bei meinen Großeltern und weiteren Verwandten führten uns jahrzehntelang immer wieder hierher zurück.

Beethoven wacht auf dem Bonner Münsterplatz: Der Komponist wurde 1770 am Rhein geboren. Bild: Monika Gemmer

Die Familie meiner Mutter war in dieser Gegend tief verwurzelt: Bei einem Ausflug in die Ahnenforschung fand ich Vorfahren bis weit ins 18. Jahrhundert zurück, die in den Dörfern rund um Bonn gelebt hatten (einige, wie Kessenich und Friesdorf, sind heute Bonner Stadtteile).

Mein Vater wiederum, der aus dem Ruhrgebiet stammt, studierte in Bonn und lernte dort meine Mutter kennen. Als 85-Jähriger nahm er uns Kinder kürzlich mit auf eine Reise in seine jungen Bonner Jahre, rüttelte an der verrosteten Tür in den Mauern der Stadtbefestigung, in deren Gewölbe als Student hauste, und zeigte uns lächelnd das Universitätsgebäude, jenen Ort, wo meine Mutter sich nach ihm erkundigt hatte, weil sie ihn nach einem ersten Treffen wiedersehen wollte. (Der Kommilitone, den sie damals auf dem Universitätsflur nach ihm fragte, wurde später mein Patenonkel.)

Mein einprägsamstes Bonn-Erlebnis hatte ich Anfang der 80er Jahre, als ich zusammen meiner Mutter und 150.000 anderen Menschen auf einer der großen Friedensdemonstrationen im Bonner Hofgarten war.

Und trotz alledem bin ich mit Bonn nie warm geworden. Es blieb die fremde Stadt, in die wir fuhren, um langweilige Verwandtschaftsbesuche zu machen – oder noch langweiligere Spaziergänge. Ganz dunkel erinnere ich meinen Opa, der die Rheinpromenade entlangmarschierte, plötzlich stehenblieb, wichtig gen Süden schaute, mit seinem Stock Richtung Regierungsviertel zeigte und mit erhabener Stimme etwas von “Hammerschmidt” sagte, von “Schürmann-Bau” und “Langem Eugen”. Mir war das so egal.

Der “Lange Eugen” beherbergte bis 1999 die Büros der Bundestagsabgeordneten. 2006 zogen Organisationen der Vereinten Nationen ein, heute es Zentrum des UN-Campus. Aus dem Schürmann-Bau, geplant und gebaut als Erweiterung und vom Hochwasser 1993 stark beschädigt, funkt heute die Deutsche Welle. Bild: Monika Gemmer

Gauck war dieser Tage noch ein letztes Mal da zu einem Schumann-Abend: Die Villa Hammerschmidt, bis 1994 erster, seither zweiter Wohn- und Amtssitz des Bundespräsidenten in Bonn. Seit 2011 kann man hier auch heiraten. Bild: Monika Gemmer

Das Alte Wasserwerk am Rheinufer, von 1986 bis 1992 Plenarsaal des Bundestages. Das Gebäude kann man für Veranstaltungen mieten. Dazwischen bietet die Stadt Führungen an. Bild: Monika Gemmer

Die Abgeordneten hockten im beengten Wasserwerk dicht aufeinander – die Debatten, so berichten einige Zeitzeugen, seien wohl gerade deshalb deshalb besonders friedlich verlaufen. Bild: Monika Gemmer

Dann, als war die Party vorbei und das Regierungsviertel verlassen war,  tat Bonn mir irgendwie leid. Die ehemalige Hauptstadt wirkte auf mich aus der Zeit gefallen, morbide und an manchen Stellen fast ein bisschen apokalyptisch mit ihren verwaisten Gebäudekomplexen, den kaputten Jalousien in den Fenstern, den Hecken, die niemand mehr stutzt, dem Grün, das überall den Beton überwuchert. Während die Uhren im Rest des Landes weiter tickten, gab es in Bonn Ecken, wo die Zeit stehengeblieben schien.

Doch inzwischen hat Bonn bewiesen, dass die Stadt flexibel ist. Bonn kann sich trennen! Oder, wie die Rheinländer sagen: Wat fott es, es fott.

Seit 2006 verwaist: Die frühere Botschaft der Republik Ungarn in Bonn-Bad Godesberg (Ortsteil Plitterdorf). Bild: Monika Gemmer

Am Hauptbahnhof wird derzeit die Südüberbauung abgerissen. Das unattraktive “Bonner Loch” soll komplett neu gestaltet werden. Bild: Monika Gemmer

Das Bonn-Center, ein Geschäftshochhaus am Rande des Regierungsviertels, wird am 19. März 2017 gesprengt – unter dem strengen Blick Konrad Adenauers, dessen Büste vor dem ehemaligen Kanzleramt steht. Bild: Monika Gemmer

Hübsch hässlich: Die zwei Seiten von Bonn, hier in der Poststraße. Bild: Monika Gemmer

Auch das ist Bonn: Eine Stadt, die üppig wie nur wenige andere in Deutschland mit herausgeputzten Häusern aus der Gründerzeit ausgestattet ist. Vor allem in der Südstadt reiht sich eine Fassade an die andere, auf denen Jahreszahlen aus der Zeit um die Jahrhundertwende prangen.

Gründerzeit-Fassaden im Bonner Stadtteil Poppelsdorf. Bild: Monika Gemmer

Balkönchen-Parade in der Colmantstraße. Bild: Monika Gemmer

Aber nicht nur dort, auch in anderen Stadtteilen findet sich noch viel alte Bausubstanz. Zum Beispiel in Kessenich. Hier habe ich mich für ein paar Tage via AirBnB privat einquartiert und mache mit dem Fahrrad Entdeckungsausflüge in Stadt und Umgebung. Ich will Bonn endlich kennenlernen – und bei dieser Gelegenheit, regelmäßige Leserinnen wird es nicht überraschen, auch einige Droste-Orte in und um Bonn aufsuchen. In Kürze mehr dazu!

Die Breite Straße in der Bonner Nordstadt. Bild: Monika Gemmer

Blick in die Wolfstraße. Bild: Monika Gemmer

Die Ecke Breite Straße / Dorotheenstraße. Bild: Monika Gemmer

Die Angst der Föhrer vor der Versyltung

Mögen sich “Hauptstädter” in Wyk und die Landföhrer in den elf Inseldörfern auch in vielerlei Hinsicht nicht grün sein – wenn es um die schnieke Nachbarin Sylt geht, ist man sich einig: “Die haben sich verkauft.” Mehrfach bekommen wir diesen Satz auf Föhr zu hören, wenn es um den Wohnungsmarkt geht.

Mutmaßlich unerschwinglich: Bauernhaus bei Witsum auf Föhr. Bild: Monika Gemmer

Vor einigen Jahren konnte ich auf Sylt besichtigen, was das heißt: Mehrere tausend Menschen, die auf der Insel arbeiten, reisen morgens mit der Bahn vom Festland an und kehren abends dorthin zurück, denn fast niemand, der sein Geld in Gastronomie oder Hotelgewerbe, im Handwerk, Einzelhandel oder in sonstigen stinknormalen Berufen verdient, kann sich mehr eine Wohnung auf Sylt leisten. Gleichzeitig stehen überall Häuser leer, deren Besitzer nur ein paar Wochen im Jahr dort sind. Nur noch zehn Prozent der Immobilieneigner auf Sylt seien Einheimische, so erzählt uns ein Föhrer Busfahrer.

Längst ist die Entwicklung auch zu den Nachbarinnen Föhr und Amrum hinübergeschwappt. Aktuell wird über Immobiliensout24 auf ganz Föhr exakt eine Wohnung angeboten (9 Zimmer, 260 Quadratmeter, 2300 Euro Kaltmiete im Monat – nicht gerade das, was jetzt die Durchschnittsmieterin so suchen würde.) Der Wyker Blogger Peter warnte bereits 2014 Neuankömmlinge vor zu viel Optimismus:

Bitte nicht glauben, dass man auf Föhr, speziell in Wyk und Umgebung, was zu Mieten findet. Schaut in den entsprechenden Facebookgruppen nach, durchsucht das Internet und die lokale Presse hier (aka Inselbote am Samstag). Da ist so gut wie nie was. Wenn dann 10€/qm kalt einrechnen. Wenn einen das nicht schreckt, dann davon ausgehen, dass man eine gaaaanze Weile in einer FeWo verbringt und die eigenen Sachen in Dagebüll im Container zu liegen hat.

Ans Kaufen ist für normale Leute eh kaum zu denken. Die Immobilienpreise gehen auch auf Föhr durch die Decke. 5000 Euro pro Quadratmeter für eine Eigentumswohnung in guter Lage von Wyk – “vor ein paar Jahren noch üblich”, berichtet unser Busfahrer. Heute würden bis zu 13.000 Euro aufgerufen. Und auch in den Dörfern sei eine Immobilie selbst für Gutverdiener kaum noch zu bezahlen. “Schauen Sie sich zum Beispiel dieses Haus an”, sagt der Busfahrer und deutet auf ein kleines, sehr unscheinbares und sehr in die Jahre gekommenes Backsteingebäude am Rande des Ortes, den wir gerade passiert haben. “Dafür würde der Eigentümer 600.000 Euro kriegen. Mindestens. Das garantier ich Ihnen!” Jedenfalls dann, wenn das Haus an einen solventen Auswärtigen gehe. EIn Verkauf an Insulaner würde allenfalls ein Drittel der Summe bringen. Verkauft sich Föhr also auch?

Geld stinkt weder auf Sylt noch auf Föhr, und hier wie dort sehen sich Erbengemeinschaften oft zum Verkauf gezwungen, weil einer ausbezahlt werden will. Dann aber nehmen die Leute halt, was sie kriegen können. Wer kann es ihnen verdenken? Auf Sylt hörten wir vor ein paar Jahren, dass einer der ersten, der nach einem Todesfall an der Haustür der Erben klingelt, der Makler sei – ein Angebot im Gepäck, das die wenigsten ablehnen würden.

Auf Föhr wird ein Haus nach dem Besitzerwechsel nicht selten weggerissen, erzählt unser Busfahrer weiter, und mehrere neue an seiner Stelle gebaut. Mit großen Ferienwohnungen drin, bodentiefen Fenstern, bei denen das ganze Jahr über die Plissees von unten bis auf Hüfthöhe zugezogen seien. Obendrauf ein Reetdach (das Reet stammt meist aus Polen oder Rumänien), denn Touristen wollen unbedingt unter Reet urlauben. Nach jedem Regenguss, wenn das nasse Dach den Mobilfunk abwürgt, sehe man sie dann verzweifelt ihre Handys aus dem Fenster halten auf der Suche nach einem Netz.

Föhr first

Wenn ja wenigstens jemand drin wohnt, und seien es auch nur Touristen. Mitunter aber stehen Häuser fast das ganze Jahr über leer. Luxusferiendomizile, für die man 500 Euro pro Tag hinblättern muss. Vor allem aber Zweitwohnsitze, die nicht vermietet werden. Wenn unser Busfahrer nach Einbruch der Dämmerung durch Witsum fährt, wo eine dieser Siedlungen steht, dann sehe er in gerade mal zwei oder drei der 20 Häuser Licht brennen.

Klingt alles so, als sei Föhr bereits auf dem besten Wege in die Versyltung. Aber man stemmt sich dagegen: Seit einigen Jahren werden Neubaugebiete exklusiv für Einheimische ausgewiesen, die teilweise verpflichtet werden, auch später nicht an Auswärtige zu verkaufen. Föhr first.

Tja. Da bleibt einem nichts, als sich von dem alten Traum vom Wohnen auf der Insel zu verabschieden. Oder vielleicht doch nicht? Der Mensch braucht schließlich Träume! Meinem hab ich auch diesmal wieder einen Besuch abgestattet:

Steht immer noch und wartet auf mich: Mein Traumhaus am Föhrer Südstrand (und Drehort für die TV-Serie “Reiff für die Insel”). Bild: Monika Gemmer

Die Wahrheit über das Biiken

Fünf Freundinnen auf Föhr – das könnte glatt der Titel einer Serie sein, erweist sich aber als einmalige und höchst vergnügliche Cliquen-Reise auf die Nordseeinsel, mit langen Strandspaziergängen, Inselrundfahrten, Museumsbesuchen, gemütlichen Teestunden und Friesentorten-Testessen quer durch alle Konditoreien, die gerade nicht Betriebsferien haben, Einkaufsbummeln, Raclette-Gelagen und Spieleabenden am großen Tisch der Wohnstube, in die wir uns eingemietet haben. Und auch, wenn es sich heute eingeregnet hat: Alles in allem haben wir Glück mit dem Wetter. Draußen kommt nun der schon für die Wochenmitte angekündigte Wind auf (von Sturm ist hier erst die Rede, wenn die Schafe keine Locken mehr haben), wir haben uns beim Kaufmann mit den wichtigsten Lebensmitteln (Maiswaffeln, Wein etc.) eingedeckt und uns verkrochen. Morgen wird der Himmel wieder blankgefegt sein – so wie am vergangenen Dienstag, dem Tag des Biikebrennens.

Unterwegs zwischen Wyk und Goting-Kliff.

Denn das war der Anlass unserer Reise. Vom romantischen Feuer, mit dem die Friesen alljährlich am Abend des 21. Februar den Winter vertreiben, habe ich im Freundeskreis so lange geschwärmt, bis ich sie soweit hatte, mich zu begleiten, und so machten wir uns zu fünft im Abteil auf den Weg in den Norden. Hier, im Friesenmuseum von Wyk auf Föhr, fuhr mir dann die Museumsführerin Astrid in die Parade, als sie meinen Mitreisenden verriet, dass das Biikebrennen keineswegs eine uralte Tradition ist und schon gar nichts mit der Verabschiedung der Walfänger am Vorabend des Petritages zu tun hat, wie ebenfalls oft behauptet wird. Die Nordfriesen veranstalten die kollektive Fackelei mit anschließenden Grünkohlessen erst seit dem 19. Jahrhundert, und später haben sich die Nazis auch diesen Brauch unter den Nagel gerissen. Heute, meint die Museumsführerin Astrid, ist die ganze Biikebrennerei eher ein riesiges Entsorgungsfest für ausrangierte Weihnachtsbäume und Grünschnitt. Tatsächlich beobachten wir man in den Tagen zuvor überall fleißige Föhrer in ihren Gärten beim Bäumestutzen und Heckeschneiden.

Ach – was soll’s. 50 Biikefeuer brennen in Nordfriesland, 14 davon alleine auf Föhr, und wir wandern schon am Nachmittag los, denn wir wollen das Feuer am Goting-Kliff erleben.

Nach acht Kilometern Strandwanderung kommen wir dort an – und finden einen aufgeschichteten, aber einsamen Biikehaufen.

Fast alles bereit fürs Biikebrennen am Goting-Kliff – nur einer fehlt noch, der Piader.

Wir sind viel zu früh, noch brennt hier lange nichts. Auch der Piader, die von den Mädels genähte Strohpuppe, die obenauf gesteckt wird und möglichst abbrennen soll, ohne umzufallen, fehlt. Das nahe Kliffcafe hat zu, wir frieren uns nach dem Marsch den Hintern ab – nach einer halben Stunde bestellen wir uns ein Taxi zurück nach Wyk und wandern zum dortigen Biikehaufen, der nicht halb so schön gelegen, dafür aber von idyllischen Punsch-Ständen flankiert ist. 

Ein Droste-Spaziergang durch Münster

Es wird mal wieder Zeit für Droste-Content. :)

So freundlich kann die Spinnlenor dreinblicken: Skulptur aus einem Droste-Gedicht. Bild: Monika Gemmer

So freundlich kann die Spinnlenor dreinblicken: Skulptur aus einem Droste-Gedicht. Bild: Monika Gemmer

Im Münsterland kann man der Dichterin Annette von Droste-Hülshoff ja eigentlich nicht entgehen: Burg Hülshoff samt Park und der nicht weit entfernt liegende Witwensitz Rüschhaus stehen für Besucher*innen offen, ein Rad- und Wanderweg verbindet beide Wohnorte – künftig womöglich als Lyrikweg ausgebaut. Ihre Büste steht an der Kreuzschanze, einer Parkanlage an der Promenade. Münster hat eine Annette-Allee, die parallel zum Aa-See verläuft, ein Annette-Gymnasium und ein Droste-Zimmer im Stadtmuseum.

Einige Droste-Orte aber sind weniger bekannt. Zu ihnen führt mein kleiner Spaziergang durch die Innenstadt: Wohnorte von Freundinnen und Freunden, der Standort des Familien-Stadthauses und später der Münsteraner Mietswohnung, die Straße, in der sich damals die Leihbibliothek befand (deren Bestand Annette für nicht sonderlich brauchbar hielt). Die Ruhe- und Gedenkstätten von Droste-Vertrauten fand ich in einem Park, der früher ein Friedhof war.

Etwas außerhalb des Zentrum gibt es weitere Droste-Orte, die einen Ausflug wert sind. Auch sie habe ich unten näher beschrieben.

Die Stationen

1 Krummer Timpen

Die Adelsfamilie verschanzte sich nicht draußen auf dem Land, sondern verbrachte immer wieder Zeit in Münster. Man fuhr in die Stadt, um Besorgungen zu machen, um im Winter den morastigen Wegen rund um die Burg und das Rüschhaus zu entgehen, vor allem aber, um am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen und Besuche bei Freundinnen, Freunden, Bekannten zu machen. Annettes Vater Clemens August von Droste-Hülshoff hatte das Haus am KrummenTimpen/Ecke Bäckergasse 1798 geerbt. Die Familie nutzte es bis 1818 als Stadthaus, dann verkaufte der Vater es. Schräg gegenüber wohnte der Droste-Freund Anton M. Sprickmann.

Überhaupt rede ich von dem Briefwechsel zwischen Münster und Berlin, als wenn ich nur den Bedienten aus unserm Hause im Krummen Timpen in Ihre gegenüber liegende Wohnung schicken dürfte.

Annette von Droste an Anton M. Sprickmann, Oktober 1818

  • Before-Stadthaus
    After-Stadthaus
    Droste-StadthausStadthausHeutige Ansicht

Das Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört.

2 Pferdegasse 5
In der Pferdegasse 5 war wohl die Theissingsche Buchhandlung und Leihbibliothek, die auch Annette von Droste nutzte. Zumeist ließ sie sich die Bücher aber ins Rüschhaus mitbringen.

3 Rothenburg 28/29
Das war die Münsteraner Adresse von Elise Rüdiger, einer engen Freundin Annettes. Bei ihr traf sich sonntags die “Heckenschriftsteller-Gesellschaft”, ein literarischer Zirkel. Wenn Annette von Droste sich in Münster aufhielt, nahm sie sporadisch daran teil. Das Haus steht nicht mehr, an seiner Stelle ist heute das LWL-Museum für Kunst- und Kulturgeschichte zu finden.

Aus einem Fenster dieses Hauses beobachtete Annette von Droste am 11. Dezember 1837 besorgt den Aufruhr auf den Straßen Münsters, der sich an der Verhaftung des Erzbischofs von Köln entzündet hatte.

Dort, wo heute das LWL-Museum für Kunst- und Kulturgeschichte steht (dessen Besuch sehr empfehlenswert ist), wohnte Elise Rüdiger, eine der engsten Freundinnen Annettes von Droste und Gastgeberin eines literarischen Zirkels, an dem sich auch die Dichterin beteiligte. Bild: Monika Gemmer

Dort, wo heute das LWL-Museum für Kunst- und Kulturgeschichte steht (dessen Besuch sehr empfehlenswert ist), wohnte Elise Rüdiger, eine der engsten Freundinnen Annettes von Droste und Gastgeberin eines literarischen Zirkels, an dem sich auch die Dichterin beteiligte. Bild: Monika Gemmer

4 Rothenburg 32
Hier wohnte um 1840 die Geheimrätin Karoline Lombard, eine weitere Freundin der Droste. Im Nachbarhaus rechts daneben, der Nummer 33, wurde 1835 Hermann Landois geboren. Der spätere Gründer des Zoos in Münster war um 1845 als Zehnjähriger einmal zu Besuch bei Therese und Annette von Droste im Rüschhaus.

5 Salzstraße / Prinzipalmarkt
Luise von Bornstedt, eine Bekannte der Droste, wohnte im Eckhaus Salzstraße/Prinzipalmarkt.

6 Salzstraße
Ab 1837 nutzt die Familie Droste im Winter eine Mietwohnung in der Salzstraße beim Schneider Engelbert Ahlers. In der Salzstraße Nr. 57 hatte zu Annettes Zeiten der Verlag Aschendorff seinen Sitz , in dem sie 1838 ihren ersten Gedichtband veröffentlichte.

Heutiges Gebäude am früheren Standort des Verlags Aschendorff in der Salzstraße 57. Bild: Monika Gemmer

Heutiges Gebäude am früheren Standort des Verlags Aschendorff in der Salzstraße 57. Bild: Monika Gemmer

7 Stadtmuseum
Hier bietet sich ein Schlenker zum Stadtmuseum Münster an, wo die Geschichte der Stadt, darunter die Ereignisse zur Droste-Zeit, anschaulich erzählt wird. Im (leider ein wenig lieblos eingerichteten) “Droste-Zimmer” kann man sich Gedichte, Kompositionen und Briefauszüge anhören.

8 Alter Steinweg
Nach dem Verkauf des Hauses am Krummen Timpen miete die Familie Droste ab 1818 eine Wohnung am Alten Steinweg 16. Das Haus gehörte dem Postmeister Hermann Joseph von Hamm.

9 Promenade
Der ehemalige Befestigungsring rund um die Innenstadt, heute als “Fahrradautobahn” bekannt, war schon zu Zeiten der Droste zurückgebaut und diente als Spazierfläche. Die Lindenallee, die ab 1770 entstand, plante derselbe Architekt, der auch das Rüschhaus bauen ließ: Johann Conrad Schlaun. Auf der Promenade war für Annettes Geschmack zu viel Menschengewimmel. Sie schrieb einmal an Schlüter: “…vor Ihrem Mauritztore, wo die halbe Stadt promeniert, allen Staub lebendig und alle Vögel stumm macht…”

Hörster Friedhof: Gedenkstein für Clemens Maria Franz von Bönninghausen. Bei dem Homöopathen war Annette von Droste in Behandlung. Bild: Monika Gemmer

Hörster Friedhof: Gedenkstein für Clemens Maria Franz von Bönninghausen. Bei dem Homöopathen war Annette von Droste in Behandlung. Bild: Monika Gemmer

10 Hörster Friedhof
Auf dem ehemaligen Hörster Friedhof, heute eine Grünanlage, befanden sich die Grabstätten von Christoph B. Schlüter (Mentor), Clemens von Bönninghausen (Homöopath) und Johann Hermann Hüffer (Herausgeber des ersten Gedichtbandes). Hüffers Grabstein findet sich im Süden des Areals. Der Grabstein von C.B. Schlüter und die Gedenkstele für C. von Bönninghausen auf der nördlichen Seite.

Hörster Friedhof: Grab von Christoph B. Schlüter, literarisch-philosophischer Gesprächspartner der Droste, der auch ihre erste Gedichtausgabe von 1838 betreute. Bild: Monika Gemmer

Hörster Friedhof: Grab von Christoph B. Schlüter, literarisch-philosophischer Gesprächspartner der Droste, der auch ihre erste Gedichtausgabe von 1838 betreute. Bild: Monika Gemmer

11 Hörsterstraße 54
Hier wohnte Levin Schücking – nicht nur zu Lebzeiten Annettes, sondern auch in späteren Jahren, wenn er sich in Münster und nicht auf seinem Gut in Sassenberg aufhielt.

Hier wohnte Levin Schücking - nicht nur zu Lebzeiten Annettes, sondern auch in späteren Jahren, wenn er sich in Münster und nicht auf seinem Gut in Sassenberg aufhielt. Bild: Monika Gemmer

Hier wohnte Levin Schücking – nicht nur zu Lebzeiten Annettes, sondern auch in späteren Jahren, wenn er sich in Münster und nicht auf seinem Gut in Sassenberg aufhielt. Bild: Monika Gemmer

12 Alter Fischmarkt
In dieser Straße wohnte Christoph Bernhard Schlüter, der die erste Gedichtausgabe der Droste betreute und eine Zeitlang wichtiger literarischer Ansprechpartner war. Später zog er in den Alten Steinweg 11. Sein Haus dort steht nicht mehr.

13 Überwasserkirche

In die Kirche nordwestlich des Doms (jenseits der Aa, daher der Name Überwasser) kam die Familie Droste-Hülshoff gewöhnlich am Karfreitag.

Die Lambertikirche in Münster. Bild: Monika Gemmer

Die Überwasserkirche in Münster. Bild: Monika Gemmer

Bonusausflüge

Praktisch: Mit der Buslinie 16 lassen sich zwei Orte etwas außerhalb des Zentrum ansteuern, die im Leben der Dichterin eine Rolle gespielt haben.

Gartenwirtschaft Lohmann

Zusammen mit ihrem Mentor Anton Mathias Sprickmann suchte Annette von Droste die Gartenwirtschaft Lohmann, damals vor den Toren der Stadt gelegen, auf.

In die damaligen Gartewirtschaft Lohman, zu Droste-Zeiten vor den Toren der Stadt gelegen, kehrte die Dichterin zusammen mit ihrem Bekannten Anton Sprickmann gerne ein. Heute heißt das Lokal Sandruper Baum. Bild: Monika Gemmer

In die damaligen Gartewirtschaft Lohman, zu Droste-Zeiten vor den Toren der Stadt gelegen, kehrte die Dichterin zusammen mit ihrem Bekannten Anton Sprickmann gerne ein. Heute heißt das Lokal Sandruper Baum. Bild: Monika Gemmer

Die Gaststätte gibt es noch, sie heißt heute Sandruper Baum und liegt an der Sprakeler Straße 90. Erreichbar ist sie mit der Buslinie 16, Ausstieg an der Station Schlusenweg.

… meine Augen fallen zu, und doch kann ich mich kaum von diesem Blatte trennen, Ihr liebes Bild aber will ich mit mir nehmen, und einen freundlichen, teuren Traum daraus bilden, wie wir wieder zusammen in Lohmanns Garten in der Laube sitzen, wo ich jetzt so oft vorbei fahre und sehe niemand darin, was mir freilich noch zehnmal lieber ist, als wenn stattdessen aus der lieben grünen Hütte ganz unbekannte oder gleichgültige Gesichter herausguckten.

Annette von Droste an Sprickmannn, Oktober 1818

Schloss Wilkinghege

Das Anwesen hatten Annettes Bruder Werner und seine Familie kurzzeitig gepachtet, bevor dieser 1826 nach dem unerwarteten Tod des Vaters Burg Hülshoff als Alleinerbe übernahm. Heute ist es ein Hotel. Die Buslinie 16 hält an der Station Wilkinghege.

Schloss Wilkinghege. Bild: Monika Gemmer

Schloss Wilkinghege. Bild: Monika Gemmer

Roxel

Erstmal musste ich die richtige Aussprache lernen: Meine Zimmerwirtin korrigierte mich unauffällig, als ich “Rocksel” sagte, und wiederholte: “Roksel”, mit Betonung auf dem O. Hier also, in den heutigen Münsteraner Stadtteil im Westen, findet sich ein weiteres Ausflugsziel für Droste-Freundinnen.

Die Kirche Sankt Pantaleon in Münster-Roxel: Annette von Drote vertrat hier den Organisten. Bild: Monika Gemmer

Die Kirche Sankt Pantaleon in Münster-Roxel: Annette von Drote vertrat hier den Organisten. Bild: Monika Gemmer

Annettes Vaterhaus gehörte zur Kirchgemeinde von Roxel. Die Familie kam zu Gottesdiensten immer wieder in die Roxeler Kirche St. Pantaleon, 1813 vertrat Annette dort sogar den Organisten. Ihr Vater war 1806 von den Franzosen zum Bürgermeister von Roxel ernannt worden – das Amt hatte er acht Jahre inne. Auf dem Marktplatz erinnern Skulpturen an die Dichterin: Sie stellen den Fiedler Knauf, den Heidemann und die Spinnlenor dar, Gestalten aus dem Gedicht “Der Knabe im Moor”. Die Adresse: St. Pantaleon, Pantaleonstraße 2.

Protagonisten aus dem "Knaben im Moor": Fiedler Knauf, Heidemann und Spinnlenor. Bild: Monika Gemmer

Protagonisten aus dem “Knaben im Moor”: Der diebische Fiedler Knauf, Geigemann Ungetreu und die Spinnlenor. Bild: Monika Gemmer

Droste-Stadtrundgang durch Münster

Beschreibung, Karte und Bilder Droste-Stadtrundgang durch Münster als PDF.

Karte und Droste-Orte mit Anfahrtsbeschreibung finden sich auch in der kostenlosen Web-App “Droste to go”.

Umschauen in Meersburg am Bodensee

Ich bin mal wieder auf den Spuren einer gewissen Dame aus dem 19. Jahrhundert unterwegs. ;)

Wollt ihr euch mit mir ein wenig in Meersburg umschauen? Ein Klick oder Tipp aufs Bild lädt das interaktive Panorama, mit der Maus oder per Fingerwisch kann man sich darin bewegen.

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