Pssst: Web 2.0 darf niemand sagen. So hätte es jedenfalls der Moderator der Auftaktdiskussion auf der journalistischen Tagung “Besser Online”gerne, die gerade in Berlin in die letzte Runde geht.
Der große Saal, in dem niemand Web 2.0 sagen soll, ist die zum Veranstaltungsort umgebaute Auferstehungskirche in Berlin-Friedrichshain, und oben über dem Podium verleihen die Pfeifen einer Kirchenorgel den Äußerungen der wichtigen Menschen darunter Gewicht und eine gewisse Autorität.
Weil also niemand das böse Wort vom Web 2.0 aussprechen soll, wird vielstimmig drumherum geredet. Denn drüber reden wollen irgendwie doch alle. Die Workshops über Publishing Tools, Blogs, Citizen Journalism, Pod- und Videocasts sind gerammelt voll, während im Klassiker “Qualität im Journalismus” viele Stühle leer bleiben.
Statt von Web 2.0 und “user generated content” ist hier also viel von Partizipation die Rede und von “Mitmach-Architektur”. Gut gefallen hat mir in diesem Zusammenhang das “Aal-Prinzip”: Andere arbeiten lassen.
(Übrigens, ein Kollege der Netzeitung hat eben das Projekt “20 Millionen Redakteure gesucht ” vorgestellt. Mehr dazu hier.)
Höre eben von der Messerattacke der vergangenen Nacht und bin doch froh, die Menschenmassen bei der Eröffnungsfeier des neuen Berliner Hautbahnhofs gemieden zu haben. Die Neugier wird mich spätestens heute Abend wohl doch dorthin treiben. Zum Auftanken. Und zum Nachdenken darüber, was eigentlich alberner ist: Permanent WEB 2.0 im Munde zu führen – oder das Wort auf den Index zu stellen und dann trotzdem über Nichts anderes zu reden….