Vor einigen Tagen musste ich an einen Ort zurückkehren, an dem ich dreizehneinhalb Jahre nicht war: Ein Krankenbesuch in einer Klinik in Wiesbaden, eben jener Klinik, in der ich damals monatelang ein- und ausging, in der ich von einer tödlichen Diagnose erfuhr, in der ich verzweifelt den Neurochirurgen um eine Chance für meine Mutter anbettelte. Und die ich am Ende ohne Hoffnung verlassen musste, bleischwer beladen mit den Fakten aus einem letzten, endgültigen Gespräch.
Nun stehe ich also wieder vor dieser Tür – überrascht und überrumpelt, denn ich hätte bis zu dieser Sekunde nicht gedacht, dass mir dieser Gang nach all der Zeit so schwerfallen würde. Ich hole tief Luft, spüre eine helfende Hand und schaffe es irgendwie, nicht schreiend davonzulaufen. Der Gang durchs Foyer fällt mir schwer, mit einem Kloß im Hals und wie ferngelenkt steuere ich die Aufzüge an – alles noch am alten Platz. Auf der Station, einer anderen als damals, fällt die Anspannung schlagartig ab. Denn diesmal ist alles ist gut, die Ärzte konnten helfen, die Operation kam rechtzeitig.
Im Grunde meint es das Leben gut mit mir – auch (und gerade) dann, wenn es mich daran erinnert, wie zerbrechlich es ist.