Den Tod im Programm

Die machen nur ihren Job, hatte ich noch im November während einer hitzigen Diskussion mit Siebenstein argumentiert und damit die Armada von Presseleuten gemeint, die vor der Pariser Klinik Stellung bezogen hatte, in der der PLO-Chef lag. Vielleicht ist es die geballte Wucht von öffentlichem Sterben, die mich in den letzten Tagen an einem solchen Job eher (ver)zweifeln lässt.

Kaum sind die Scheinwerferlampen vor dem Woodside-Hospiz in Florida ausgeschaltet, richten sich die Kameras auf den Vatikan, um dort das nächste Siechtum medial aufzubereiten. Ob die Kollegen Johannes Paul II. mehr Würde lassen werden als Terri Schiavo? Noch beim Abtransport ihrer Leiche rannten sie gestern neben dem Wagen her, die Kamera geschultert und auf abgedunkelte Fensterscheiben gerichtet, als ob die Tote dahinter nicht mehr wäre als ein lohnendes Motiv, das uns allen gehört. Beim Papst dürften ähnliche Szenen zu erwarten sein. Die machen nur ihren Job – das stimmt wohl so lange, wie es ein zahlendes Publikum gibt.

3 Kommentare

  1. genau @mo. die nachfrage bestimmt das angebot. leider. a l l e s sehen bis zum schluss. und dann über menschenwürde diskutieren. das gespür für pietät ist aus der mode gekommen.

  2. Ja, es ist schon bestürzend und beschämend zugleich, wenn man verfolgt, wie sich auch Nachrichtensender da gebärden. Fast frustriert heute morgen der Tenor, der Papst lebt ja immer noch…

    Schlimm…

    dir ein schönes Wochenende und liebe Grüsse, kho

  3. Tja, Dienstleistung oder Leichenfledderei? Ich bin da auch ratlos. Aber es gibt sicher eine Menge Menschen, die eben genau wissen möchten, wann der Papst nun stirbt. Und er selbst hätte das öffentliche Sterben wohl eher begrüßt, zumindest nach seinen jüngsten Äußerungen.

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