Der 9. November 1989? Aber sicher erinnere ich mich! Ich weiß noch ganz genau, was ich an diesem Tag getan habe. Es ist, als wäre es gestern gewesen, als ich …
… mit einem halben Dutzend Mitstreiterinnen aus dem Frauenreferat der Uni die Herren Professoren, die soeben in ihrer Konventsitzung den Frauenförderplan kippen wollten, mit Tampons bewarf. Nicht ohne diese zuvor in Farbe getaucht zu haben. Altrot. 2,5 Liter. Eigens eingeschmuggelt.
Irgendwann am späten Abend, trunken von der revolutionären Tat und ihrer anschließenden Begehung mit einigen Gläsern Kräusen im Havanna 8, kehrte ich glücklich in mein winzigen Zimmerchen zurück, das ich zur Untermiete bewohnte. Meine Vermieterin kam mir entgegen, fuchtelte mit den Händen in der Luft herum und wiederholte immerzu: “Die Mauer is weg!” Mauer? Ach. Echt?
Irgendwie fühlte ich mich um die Show bestohlen.
Für mich war es ein Großereignis, endlich die Großeltern besuchen ohne endlose Staus an der Grenze, Zwangsumtausch (Geld was man dort nie ausgeben konnte) und die immer währende Angst vor der Grenze (beide Elternteile sind geflohen).
Die Angst vor der Grenze hat mich aber vor 2 Jahren wieder eingeholt.
Das mulmige Gefühl beim Grenzübertritt und auf der Transitstrecke kenne ich auch noch gut. Die Ohnmacht, wenn grimmig dreinschauende Vopos mit deinem Pass verschwinden… und dir bewusst wird, dass du in einem quasi rechtsfreien Raum bist. :(