Blauäugig

In Deutschland herrschen wieder einmal die Tabuzüchter im vermeintlichen Dienst der Aufklärung. Wäre es nicht vergeblich, müsste man ihnen raten, noch einmal John Stuart Mill zu lesen: “Wenn alle Menschen außer einem derselben Meinung wären und nur dieser einzige eine entgegengesetzte hätte, dann wäre die ganze Menschheit nicht mehr berechtigt, diesen einen mundtot zu machen”, schreibt Jacques Schuster in der Welt und geißelt die vermeintliche Sorglosigkeit gegenüber einem – ebenso vermeintlichen – Vernichtungsfeldzug, den radikale Islamisten gegen Deutschland zu führen trachten.
Diejenigen aber, die Schuster hierzulande als unterdrückte Minderheit ausmacht – Mahner, die als einzige das Ausmaß der Bedrohung zu erkennen vermögen, während sich die blauäugige Mehrheit an so unwesentliche Grundsätze wie ein Folterverbot klammert – haben im Weltgeschehen die Fäden in der Hand. Mit bloßem mundtot machen geben sie sich gar nicht erst ab. Das Ergebnis ist verheerend. Ein Erfolg, der ihnen recht gäbe, steht bislang aus.

2 Kommentare

  1. Hey Mo, Schuster plädiert doch gar nicht fürs Foltern – sondern nur gegen Denktabus bzw. die (Un-)Möglichkeit, wenigstens darüber nachzudenken. Und er trifft im Kamann-CONTRA auf eine starke Gegenargumentation, die auch “Bellizisten” beeindruckt…

  2. Nicht das Denken ist tabu, sondern das Foltern. Genauer gesagt: An das Foltern ernsthaft zu denken, sollte tabu sein.
    Ist es aber nicht. Mir ist schleierhaft, wie man beklagen kann, in Deutschland könne man “nicht einmal” über gewisse Dinge nachdenken – es wird doch, in Sachen Wolffsohn, gerade getan! Nur nicht mit Ergebnis, das mancher gerne hätte.
    Ich glaube, das Jammern ob angeblicher Denkverbote hat einen anderen Hintergrund – nämlich den, dass die Haltung der Mehrheit in diesem Land nun mal eine andere ist, als es einem lieb wäre. Diese Gesellschaft vertritt (heute) nun mal die Position, dass Folter keine gangbare Strategie im Kampf gegen Kriminalität ist. Eine Haltung, die auch in der Empörung gegenüber Wolffssohns Äußerungen zum Ausdruck kommt. Diese klare Haltung zu akzeptieren, sollte jedenfalls nicht tabu sein.
    Danke für den ergänzenden Link, ojb!

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