Grüß schön da oben

Das Schlimmste war das Warten.

Die Entscheidung fiel letzten Dienstag, ein sonniger Frühlingstag, in einem kleinen Park mitten in Frankfurt. Als der Termin für das Einschläfern gemacht war, begann es. Das Stundenzählen. Hin- und hergeschleudert zwischen Verzweiflung, weil uns die gemeinsame Zeit durch die Finger rinnt, und dem brennenden Wunsch, es hinter uns zu bringen – schnell.

Der Tag gestern, ein Tag voller Tränen – und Leckerlis. Ordentlich abgestaubt hat sie noch einmal, die Dicke. Ein Vorgeschmack aufs Hunde-Paradies. Eine letzter Spaziergang auf der Lieblingswiese am Nachmittag. Man sieht es ihr an – sie mag nicht mehr. Sie hat alles gegeben – jetzt sind wir dran. “Auch das gehört zur Verantwortung”, hat die Ärztin gesagt. Und: “Nur wir Menschen müssen durchhalten bis zum Schluss.”

Und dann war es Zeit.

Auf dem Weg zur Klinik, eine Hand zur Rückbank ausgestreckt, noch einmal das weiche Fell fühlen, und den warmen Atem. Nur noch einmal muss sie sich mit maroden Knochen aus dem Auto quälen, nur noch einmal über kühle, glatte Fliesen laufen. Ein kleines, ruhiges Zimmer für uns allein. Die Narkose-Spritze piekst, tut ihr weh. Aber sie wirkt schnell. Bald liegen wir alle auf dem Boden, streicheln sie in den Schlaf. Wünschen ihr gute Reise. Bestellen Grüße. Sagen danke. Die zweite Spritze spürt sie nicht mehr. Noch bevor die Kanüle leer ist, steht das alte Herz still. Und unsere sind unendlich schwer.

Sie hat die Wolken weggefegt, so heftig muss sie mit dem Schwanz gewedelt haben, als sie Hilde, ihr früheres Frauchen wiedersah. Jetzt gibts himmlische Leckerlis satt.

Machs gut, altes Mädchen.

6 Kommentare

  1. da kommen einem ja die Tränen … wenigstens könnt Ihr und wir, die wir die Dicke kennenlernen durften, wissen, daß es ihr jetzt wirklich besser geht.

  2. Tiere haben’s gut und die Menschen leiden. ‘Der Dicken’ tut jetzt nichts mehr weh und ich wünsche ihr, dass es einen Hundehimmel gibt.

  3. wenigstens hatte sie euch, bis zuletzt, die ihr euch um sie gekümmert habt… letztlich hat sie das bessere los gezogen.

  4. Vielen Dank für eure lieben Worte – hier und per Mail und am Telefon und persönlich. Das tat uns gut.
    Die Dicke fehlt noch immer an jeder Ecke, nicht nur uns, sondern auch Misses Little, ihrer Katzenfreundin. Aber es wird besser – langsam.

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