Gestandene Männer

Es stimmt: Ich gäb was drum, den amtierenden Präsidenten der Vereinigten Staaten spätestens nach der kommenden Wahl zurück im Kuhstall seiner Ranch in Texas zu wissen. Der aktuellen Kampagne der Demokraten kann ich dennoch nichts abgewinnen: Im Vorwahlkampf für die Präsidentschaftskandidatur wird jetzt ausgerechnet Bushs Drückebergerei vor dem Militärdienst gegen ihn ins Feld geführt.
Ich habe noch nie verstanden, dass eine Brust voller militärischer Orden jemanden besonders geeignet macht, eine Nation zu führen. Und ebenso wenig will mir in den Kopf, dass jemand, der dem öden Strammstehen nichts abgewinnen kann und stattdessen lieber blau macht, sich automatisch für das Amt des Präsidenten disqualifiziert.
Nun mag ja Hintergrund der Kampagne sein, Bushs Faible für die Feldherren-Pose als das zu enttarnen, was es ist: reine Show. Trotzdem: Wenn die Liste der Dinge, die für das wichtigste Amt dieses Planeten qualifizieren, statt dem Willen zum Töten zum Beispiel die Fähigkeit zum Windelwechseln enthielte, wäre mir wohler.
Bushmesser: Spiegel online misst Bushs Chancen für die Wiederwahl.

3 Kommentare

  1. Es waren die Generäle im Pentagon, die den Irak-Krieg nicht wollten. Die Zivilisten (“chicken hawks”) ohne eigene Kriegserfahrung bzw. mit Hollywood-Kriegsfilm-Bildern im Kopf wollten ihn…Kurzum: Die, die am Töten real beteiligt waren, waren eher dagegen – Zivilist sein (ob gut im Windelwechseln oder nicht), schützt offensichtlich nicht davor, sich auf ein militärisches Abenteuereinlassen zu wollen.

  2. Auch wieder wahr. Wer persönlich im Dreck gelegen hat, während ihm die Kugeln um den Kopf flogen, tut sich (hoffentlich) schwerer damit, andere in die gleiche Situation zu schicken.
    Was mir missfällt, ist eher dieses Gleichsetzen von Heldentum mit soldatischem Gehorsam, Töten für das Vaterland etc.

  3. Interessanterweise ist der Vietnam-Veteran und “Kriegsheld” Kerry aufgrund seiner Front-Erfahrungen gegen den Irak-Krieg gewesen, während “Drückeberger” Bush sich die kindischen Illusionen der Etappe anscheinend bewahrt hat.
    Und von daher, glaube ich, kommt es jetzt – zwar wahltaktisch motiviert – aber nicht zu Unrecht zum Hervorheben des Kerry’schen Kriegseinsatzes. Und es ist ein gutes Mittel, um einen Präsidenten zu attackieren, der sich im Fliegerdress im Kampfbomber auf einen Flugzeugträger einfliegen läßt, als Poser zu entlarven – und damit seine ganze Politik.

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