Ich schau zu lange schon zu. Rede zwar viel über das, was da gerade passiert, über die Nazis, de Rechtsextremen, die Menschenfeinde, die Menschenfänger, die politischen Missbrauchstäter. Über die AfD, diesen politischen Arm einer zutiefst demokratiefeindlichen Bewegung, über die unfassbare Dummheit, die sich auf den Straßen wie im Netz Bahn bricht, und für die der Hutträger aus Dresden nur symbolisch steht. Kein Arbeitstag, keine Redaktionskonferenz, keine abendliche Runde mit Freund*innen mehr, an dem all das nicht Thema ist. Aber eben nur im mehr oder weniger kleinen Kreis. Auch wenn es gut tut, die Fassungslosigkeit, die Empörung, die nackten Sorgen mit alten und neuen Freundinnen und Freunden zu teilen: Es reicht nicht mehr.
Ich war lange genug wie paralysiert, weil das doch eigentlich gar nicht sagbar ist, was die sagen, nicht hier, nicht in diesem Land mit dieser Geschichte. Müssen echt erst die Alten kommen, Konstantin Wecker mit seinen 71 und Hannes Wader mit seinen 76, um Klartext zu sprechen?
Damals hätten wir nie gedacht, dass man sich 40 Jahre später mit einer neuen Generation von hirnamputierten Faschisten wieder herumschlagen muss.
Ok, also Arsch hoch und Zähne auseinander. Es gibt genug Gelegenheiten – und zudem reichlich Klebefläche da draußen.