Einige Frankfurter Wirte protestieren derzeit gegen das Rauchverbot in ihren Lokalen mit einem Spruch, der an (unfreiwilligem?) Zynismus kaum zu überbieten ist: Tote Kneipen, tote Stadt. Dann doch lieber 110.000 bis 140.000 Tabaktote pro Jahr?
Das Rauchverbot in Kneipen und Restaurants gilt seit einem Monat, aber gewöhnt habe ich mich daran noch nicht. Immer noch bin ich angenehm überrascht, wenn ich ein Lokal betrete. Nach wie vor scheinen alle meine Sinne eine Wand aus Qualm zu erwarten – stattdessen gibt’s Luft zum Atmen, mal mehr, mal weniger frisch, aber rauchfrei. Neulich im ICE nach Köln schnupperte ich nach der Rückkehr zum Sitzplatz vorsichtig an meiner Bluse – tatsächlich: Keine Komplett-Verseuchung, wie früher nach jedem noch so kurzen Aufenthalt im Bord-Bistro. Ich kann mein Glück kaum fassen.
Aber ach, ich weiß: Ich bin egoistisch. Damit ich frei atmen kann, werden andere unterdrückt, diskriminiert, schlimmer noch: gegängelt. Ja, so ist das in diesem Land: Ob Rauchverbot oder Tempolimit – sobald die persönliche Freiheit tatsächlich mal da enden soll, wo die Freiheit eines anderen beeinträchtigt wird, fühlen wir uns scheinbar leidenschaftlich gerne gegängelt. Für mich indes gibt es seit Oktober eine Gängelung weniger: Ich muss nicht mehr überall mitrauchen. Und ich hätte auch gar nichts dagegen, wenn ich künftig auf der Autobahn ein bisserl weniger von Rasern gegängelt würde.
Übrigens, beim abendlichen Gang durch Frankfurt entdecke ich auch an normalen Wochentagen kaum tote Kneipen. Die Läden scheinen nach wie vor zu brummen – mit Ausnahme derer, in denen auch schon vor dem Rauchverbot nix los war.
Es wurde auch schon gegen Tempolimits in Deutschland mit blöden Sprüchen agitiert, die auf die persönliche Freiheit abhoben.
Aber so lange man genau diese Kneipen meidet, die mit blöden Sprüchen protestieren, hat der Protest ja sein Gutes … ;-)
So geht es mir auch. Dieses immer wieder erstaunte Nichtvorhandenseins des allgegenwärtigen Qualms. (Ich war auch mal Raucher), obwohl es in BW schon einen Monat länger geht.
Andererseits:
Letzten Samstag bin ich von einer angesagten privaten Party nach 30 Minuten entwichen, weil ich den Rauch nicht mehr ertragen wollte.
Rauchzeichen
Rauchen tun sie uns vermiesen.
In der Kneipe darf man s nicht genießen.
Dürfen nicht die Luft verpesten.
Müssen uns mit Biere mästen.
Denn Kippenrauch ist ungesund.
Weiß doch jeder dumme Hund.
Bleiben nun die Kneipen leer.
Darf man hier nicht qualmen mehr.
Den Raucher schickt man vor die Tür.
Da kannst frieren und wofür?
Dann kann ich auch zuhause bleiben.
Wenn man tut mich aus der Wirtschaft treiben.
So stirbt ein Stück Kultur.
Wenn ich darf hier saufen nur.
Den Raucher schickt man in die Kält.
Schöne neue Nichtraucherwelt.
Lasst die Leute selbst entscheiden.
Ob Tabakrauch sie wollen leiden.
Ein Lokal muß nicht besuchen.
Wer über Rauch tut fluchen.
Wer Rauch nicht will ertragen.
Bleibt weg, keine Fragen.
das würde ja heißen, dass ich das weihnachtsessen meiner abteilung mal tatsächlich bis zum ende miterleben kann, ohne nach 2 stunden mit hustenanfällen die flucht zu ergreifen. ;-)
Kommentieren via Wii-Konsole? Scheint zu funktionieren … (off topic, nur ein Test!)
echt, via Wii?
Ja – die Wii verfügt über WLAN, so lässt sich auch aus der Wohnzimmercouch surfen. (Oder alternativ via Kabel mit einem separaten LAN-Adapter.) Dann muss man noch den Opera-Browser aus dem Wii-Shop runterladen, dafür nimmt Nintendo 5 Euronen – bzw. 500 “Wii-Points”, hmpf.
Sehr geehrte Frau Mo,
Die Blogaufsicht wurde auf Sie aufmerksam!
Bei uns ist eine Meldung über den drohenden Verlust Ihrer klugen Gedanken und inspirierenden Ideen eingegangen. Wir bitten freundlichst, um Ihre Stellungnahme und weisen vorsorglich darauf hin, dass wir einen Verlust Ihrer täglichen Blogeinträge – auch nur zeitweilig (!) – nicht weiter hinnehmen werden. Bei Zuwiderhandlung und weiterem Schweigen Ihrerseits, teilen wir Ihnen mit diesem Schreiben ausdrücklich mit, dass Ihnen erhebliche moralische Vorwürfe unsererseits ins Haus stehen.
Wir geben Ihnen hiermit Gelegenheit, sich bis zum 14. November an diesem Ort oder zur Niederschrift bei der Blogaufsicht zu erklären. Dies gilt als Voraussetzung etwaiger weiterer exekutiver Maßnahmen gegen Sie.
Freundliche Grüße
– Blogaufsicht –
Upps. Nun, dann bleibt mir zu meiner Entschuldigung vorerst nur, auf auf dieses und dieses Projekt zu verweisen, die einen nicht unerheblichen Teil meiner freien Zeit binden; ein weiteres ist gerade in Vorbereitung – Besserung kann ich also nicht glaubwürdig geloben…
Sehr geehrte Frau Mo,
entgegen üblicher schlechter (da langwierige Bearbeitungszeit) Entscheidungshilfen, teilt die Blogaufsicht Ihnen jetzt mit, dass Sie über Ihre Blogzeiten nicht nur frei verfügen können, das Gegenteil ist der Fall – Sie können einmal im Monat ein besonders wertvollen Eintrag als seelisch wertvoll kundtun.
Die Blogaufsicht wehrt die Angriffe inkompetenter User dabei ab und wünscht Ihnen alles Gute!
Hochachtungsvoll
– Blogaufsicht –
Hä? Was wurde jetzt gesagt?