Wenn im Gottesdienst in den Fürbitten dein Name fällt, dann bist du gewöhnlich gestorben. Dass meine Pfarrerin mich heute im Sonntagsgottesdienst erwähnte, hat einen erfreulichen Anlass: Sie hieß mich in der Gemeinde willkomen.
Vor fast 30 Jahren bin ich aus der katholischen Kirche ausgetreten. Dem Verein, der Menschen (nicht nur wie mich) systematisch ausgrenzt, habe ich nie eine Träne nachgeweint, dem Gefühl der Zugehörigkeit zu einer christlichen Gemeinschaft schon. In den letzten zwei Jahrzehnten bin ich einigen Menschen begegnet, die ich als Seelsorger*innen im Wortsinn erleben durfte. Da war der evangelische Pfarrer, der – anders als sein katholischer Amtsbruder – an die Tür meiner Familie klopfte, als unsere Verzweiflung am größten war. Der mit uns am Sterbebett meiner Mutter saß und Worte fand, die irgendwie durch diese Vakuumschicht zu uns durchdrangen, die uns seit Monaten von der Welt trennte. Ich erlebte Pastorinnen und Pfarrer, die ihren Platz auf der Kanzel nutzen, um zu tun, was Aufgabe der Kirche ist: sich einmischen. Haltung zeigen. Politisch Position beziehen, Menschenfeindlichkeit beim Namen nennen. Und die ihr wichtigstes Handwerkszeug, die Sprache, bewusst handhaben, um Menschen sichtbar zu machen.
Vor zwei Tagen habe ich ein langes Gespräch mit der Pfarrerin meiner zuständigen Gemeinde geführt. Als ich zurück in meine Wohnung kam, durch die Tür, über der seit vielen Jahren ein Kreuz hängt, war ich evangelisch geworden.
Fühlt sich gut und richtig an.
Und, ja, auch der junge Dorfpfarrer, der die Weihnachtsgeschichte am Heiligen Abend spontan von zunächst verdutzten, dann amüsierten Gottesdienstbesucher*innen nachstellen ließ, hat seinen Anteil daran. ;)