Rechtzeitig im alten Jahr erreicht mich ein Päckchen: Lisa Altmeier und Steffi Fetz von Crowdspondent haben ihr Versprechen eingelöst und mich beschenkt! Wie viele andere hatte auch ich die beiden Journalistinnen bei ihrer Reportage-Reise durch Deutschland diesen Sommer unterstützt, und dafür brachten sie mir von dieser Tour etwas mit – treffsicher aus dem hohen Norden, genauer gesagt: Von Helgoland.
Auf der Nordseeinsel waren sie, um etwas über Plastik im Meer und die Auswirkungen auf Fische zu erfahren. Dafür hat Steffi sogar, unter Aufsicht eines Forschers vom Alfred-Wegener-Institut, einen Fischmagen aufgeschnitten. Plastik fand sich darin nicht, aber bei immerhin fünf Prozent der Fische ist das anders, und das hat Auswirkungen auf die Gesundheit des Tieres und damit auch auf den Menschen, der es isst. Weitere Erkenntnisse, die die Reporterinnen von der Insel mitbrachten:
- Deckel auf den Coffee-to-go-Behältern: böse. (Check. Siehe Foto. :))
- Plastiktüten: besonders böse (Check. Sind aus unseren Haushalt schon seit einiger Zeit fast völlig verbannt.)
- Mikroplastik, zum Beispiel als Plastik-Kügelchen in Kosmetikartikeln (Polyethylen): perfide, weil es von Fischen leicht verschluckt werden und zu inneren Verletzungen führen kann. (Daran müssen wir noch arbeiten.)
Steffi und Lisa, Absolventinnen der Deutschen Journalistenschule, haben via Crowdfunding genug Geld eingesammelt, um sich drei Monate lang kreuz und quer durch die Republik schicken lassen, versehen mit Recherche-Aufträgen der “Crowd”. Im Mai hatte ich die beiden in Berlin gesehen, wo sie das Projekt bei der re:publica vorstellten und mich von der Idee überzeugten (und ein wenig neidisch machten). Von Juli bis September lieferten sie jede Woche einen neuen Film. Beeindruckt hat mich der Besuch bei Jana, einer an Borderline erkrankten, sehr offenen und kämpferisch wirkenden jungen Frau. Spannend fand ich den Wandel im Bremer Problemviertel Tenever.
Der kurze Blick auf das Leben von Fritz und Renate, zwei dementen Menschen, die in einer kleine Senioren-WG leben, war berührend – und bestürzend, dass 36.000 Pflegestellen in Deutschland seit 1996 abgebaut wurden. Die Zahl der heute 1,5 Millionen Demenzkranken jedoch wird sich bis 2050 verdoppeln.
Crowdspondent ist, wie die Krautreporter (die mich übrigens mit ihrer Morgenpost regelmäßig auf die Website locken – Newsletter funktionieren!), ein journalistisches Experiment, und wenn auch die Reichweite theoretisch riesig ist, bleiben sie zunächst ein Nischenformat. Aber das macht nichts. Das Zeitalter des einen Lagerfeuers, um das sich mehr oder weniger alle versammeln, geht (abgesehen vom “Tatort” vielleicht) ohnehin zu Ende. Hoffentlich dürfen wir im kommenden Jahr weitere Projekte dieser Art entstehen sehen, Projekte, die sich Themen widmen, die abseits des alles überschwemmenden Nachrichtenstroms stattfinden, und die ihr Publikum finden werden. Ich freue mich darauf!
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