Der Countdown läuft: Noch vier Tage, dann macht Sprengmeister Eduard Reisch den Uni-Turm am Campus Bockenheim in Frankfurt innerhalb weniger Sekunden zu einem großen, bis zu 15 Meter hohen Haufen Schutt. Um 10 Uhr am kommenden Sonntag drückt er den Knopf, um zuerst das Gebäudeskelett nach unten fallen zu lassen und einen Augenblick später den Betonkern mit einer zweiten gezielten Sprengung zusammenzufalten. Ob das klappt? Ich werde es mir anschauen, wahrscheinlich vom nahen Messeturm aus. Um zu sehen, wie weit die Vorbereitungen sind, bin ich dieser Tage mal wieder an dem Turm vorbeispaziert, der Anfang der 70er Jahre ursprünglich für die Abteilung für Erziehungswissenschaften (AfE) gebaut worden war.
Im unteren Teil des Turms bringen Mitarbeiter gerade Leitungen und Sprengstoff an, teilweise in Schutzkleidung und mit Helm auf dem Kopf. 950 Kilogramm Sprengstoff wird der AfE-Turm am Ende beherbergen, platziert in knapp 1400 Bohrlöcher im Keller, Erdgeschoss sowie im fünftem, 15. und 21. Geschoss. Der bewaffnete Wachdienst, der dafür sorgen soll, dass sich niemand an dem Sprengstoff zu schaffen macht, ist jetzt im Einsatz. Was die Arbeiter tagsüber nicht verbrauchen, wird nachts aus der Stadt transportiert und in einem Sprengstofflager 30 Kilometer außerhalb Frankfurts gelagert.
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So verhasst das Gebäude auch 40 Jahre lang war – jetzt bekommt er jeden Tag Besuch von Menschen, die ihn noch einmal sehen, noch einmal fotografieren wollen. Und plötzlich hat er sogar Fans: Im Netz sind T-Shirts zur Sprengung zu erwerben, die findige Verkäufer natürlich auch vor Ort verkaufen werden.
Wie die Sprengung abläuft, habe ich hier ausführlicher aufgeschrieben.
Ein paar Tage zuvor bin ich einmal rund um den Turm gelaufen, um die besten Standorten zum Zuschauen zu finden. Daraus ist diese Karte geworden.