Wochenend und Sonnenschein? Da zieht es den gemeinen Frankfurter nach Seckbach, rauf auf den Lohrberg, Frankfurts Hausberg im Norden der Stadt, mit Obstbäumen, Grillwiese und Weinhängen, einer Apfelweinkneipe und einer weiten Aussicht auf Stadt und Skyline. Auf dem Lohr, da kann man zwischen Schrebergärten und MainÄppelHaus ganz wunderbar dem Dunst und Lärm der Stadt entfliehen und sich trotzdem irgendwie urban fühlen, denn die Wolkenkratzer sind nah.
Nun denn: Biegt ihr nur alle nach rechts zum Lohrberg ab – ich nehme die Brücke zur anderen Seite der Friedberger Landstraße. Denn der schönste Ort hier im Norden von Frankfurt, das ist für mich der Heiligenstock.
Am Alten Zollhaus (von den Restaurant-Testern des “Journals” übelst verrissen) steht der Bildstock, der dem Areal den Namen gibt. Von hier aus führt ein schmaler, gepflasterter Pfad weg von der vielbefahrenen Landstraße. Nach wenigen Metern öffnet sich das Gelände, und man findet sich inmitten ländlicher Streuobstwiesen wieder. Äpfel, Birnen, Kirschen und Mirabellen wachsen hier, und wer im Weitergehen auch mal nach links und rechts schaut, entdeckt bald die teils überwucherten Betonfundamente, die wie vergessene Zeitzeugen aus dem Erdreich ragen.
Die teilweise mit Grafitti verzierten Mauerreste sind Überbleibsel eines Radiosenders. Mit Unterbrechungen war der Sender Heiligenstock von 1926 bis 1967 in Betrieb; im März 1945, als die Amerikaner anrückten, ist die Anlage auf Betreiben der Nazis gesprengt worden, ab 1947 sendete sie als mobile Anlage wieder. Wer sich für historische Radiotechnik interessiert, dem sei der Wikipedia-Artikel zum Sender Heiligenstock empfohlen.
So richtig still ist es hier auch heutzutage nicht. Man hört die Stadt, das Rauschen der nahen Autobahn A661, man sieht ihre Silhouette mit dem Ginnheimer Spargel – und doch ist Frankfurt hier weit weg. Der Heiligenstock mit seiner weiten grünen Ebene und seinen Ruinen ist ein “lost place”, ein verlassener Ort, wo die Vergangenheit noch gegenwärtig genug ist, um die Gegenwart für eine Weile zu vergessen.
Ich setze mich gerne auf eines der von der Sonne gewärmten Betonfundamente, esse meine mitgebrachte Banane und lasse den Blick über Frankfurt bis hin zum Taunus schweifen. Ich stelle mir vor, wo einmal die Gebäude und der Sendemast gestanden haben, wie es hier einst vor Geschäftigkeit wuselte, bevor die Anlage 1967, in meinem Geburtsjahr, endgültig stillgelegt wurde und die Natur dieses Fleckchen Erde nach und nach zurückholte, bis nur noch wenige steinerne Zeugen von der Vergangenheit erzählen.
Und neulich, als ich mal wieder die Atmosphäre dieses besonderen Ortes auf mich wirken lasse, höre ich plötzlich unerwartete Töne: Jemand hat sich in der Nähe auf einem anderen Fundament niedergelassen und schlägt ein paar Akkorde auf der Gitarre. Sender Heiligenstock spielt immer noch Musik!
In dieser ländlichen Gegend zwischen Preungesheim, dem Vilbeler Ortsteil Heilsberg und der Friedberger Landstraße, lässt es sich weit und wunderschön laufen oder spazieren gehen. Wenn man mit dem Fahrrad da ist, bietet sich die Weiterfahrt über Berkersheim zur Nidda an – ein weiterer meiner Lieblingsorte, über den ich demnächst berichte.
So kommt man hin: Mit dem Rad über die Friedberger Landstraße, mit der Buslinie 30 u.a. ab Konstablerwache.
Wir gehen auch immer wieder gerne auf den Lohrberg, aber die. Andere Seite haben wir in der Tat noch nicht erkundet. Das müssen wir jetzt natürlich schleunigst nachholen.
Dein Panorama kann man nur leider vom iPAD aus nicht ansehen, da Flash ja auf Apple Produkten nicht läuft. .. ;-( ..aber das weißt du ja.
Oh? Da funktioniert offenkundig etwas nicht wie es soll. Eigentlich sollte auf iOS- Geräten automatisch die Nicht-Flash-Version ausgeliefert werden. Ich schau’s mir an, danke, Jens!