Die Elbe sehen: Das konnte ich kürzlich mal wieder, diesmal in Magdeburg. Der Fluss führte immer noch Hochwasser, ein paar Baumwipfel ragten aus dem Wasser, am Ufer waren an einigen Stellen noch immer Sandsäcke gestapelt, aber das Schlimmste war überstanden. Und so konnte man auch die Hubbrücke wieder betreten, die teilweise überflutet gewesen war. Ein “lost place”: Züge queren hier schon lange nicht mehr die Elbe, auch Fußgänger nicht mehr, die Brücke ist marode, die Stahlträger verrostet, das heb- und senkbare Mittelteil ist angehoben und arretiert. Am Ufer greift das Grün nach den Brückengeländern. Die Brücke ist nur halbherzig abgesperrt, die obligatorische Warnung auf dem gelben Schild beginnt mit dem Satz “Das Leben an sich ist gefährlich”.
[wunderslider_nggallery id=”33″]Gebaut Mitte des 19. Jahrhunderts, in Betrieb genommen im (Droste-Todes)jahr 1848, 1945 von deutschen Truppen gesprengt, ein Jahr später wieder errichtet, 1998 als Eisenbahnstrecke stillgelegt – kaum zu glauben, dass diese alte Brücke noch in diesem Sommer wieder für Fußgänger geöffnet werden soll. Um Geld dafür aufzutreiben, werden Schilder und Bohlen mit persönlicher Widmung gegen Spenden verkauft: Für 70 Euro kann man seine Botschaft auf ein Schild gravieren lassen, das dann an den Geländern angebracht wird.
Noch vor der Eröffnung macht Magdeburg am kommenden Wochenende an der Hubbrücke “das Licht wieder an”: Dann wird das Lichtkunstwerk von Maurizio Nannucci, die beiden aus Glasbuchstaben gebildeten Sätze “Von so weit her bis hier hin” und “Von hier aus noch viel weiter” wieder an der Brücke leuchten und sich im Elbwasser spiegeln. Irgendwelche Idioten hatten das Werk im letzten Sommer zerstört.
Anlass des Besuchs im Magdeburg war übrigens eine grandiose Muscial-Aufführung: Das Theater Magdeburg bot “Les Misérables” beim Domplatz-Open-Air. Schon der Kinofilm hatte mich Anfang des Jahres sehr angesprochen, und ich freute mich wie blöde, als Anne Hathaway für ihre “Fantine” den Oscar bekam. Nachdem ich nun das Muscial live sehen konnte, habe ich endgültig Feuer gefangen für Story und Musik. Nicht zuletzt, weil viele Songs sich gut auf den Alltag anwenden lassen.
“At the end of the day you’re another day older”
So eine Zeile kommt einem nach Feierabend doch wie von selbst in den Sinn …
http://youtu.be/GRv4wfPuC0A
´
“Do you hear the people sing, singin’ the song of angry men”
Ein Titel, der nach meiner Erfahrung wie geschaffen ist, um zum Beispiel eine Insolvenz und ihre Folgen zu besingen …
http://youtu.be/PTLwzuQuRsw
“Empty chairs at empty tables”
Ja, diese Ballade ist das Lied der Stunde, wenn man zum Beispiel in einem verwaisten Newsroom herumwandert …
http://www.youtube.com/watch?v=8trArDq7scc
“I dreamed a dream” aber kann niemand so fantastisch interpretieren wie Anne Hathaway. Nicht mal ich.
http://youtu.be/D8j-lMCVSLU