Karten-Visualisierung: Drei Tools im Test

Wenn es in Statistiken um Ländervergleiche geht, bietet sich oft eine Heatmap oder Choroplethenkarte zur besseren Verständlichkeit an – eine Gebietsstufenkarte, auf der die verschiedenen Länder oder Regionen je nach Wert unterschiedlich intensiv eingefärbt sind. Regionale Unterschiede oder auch mögliche Zusammenhänge lassen sich damit auf einen Blick erfassen. Dieser Tage legte das Statistische Bundesamt zum Beispiel Zahlen aus 2010 zur Armutsgefährdung in den EU-(und einigen Nicht-EU-)Staaten vor – eine Gelegenheit, mal das eine oder andere Werkzeug für das Erstellen interaktiver Karten jenseits von Google Fusion Tables zu testen. Angeschaut habe ich mir OpenHeatMap, CartoDB und Tableau Public.

Grundlage

Egal welches Tool man nutzt: Damit es die Länder, von denen die Rede ist, identifizieren kann, muss die zugrundeliegende Tabelle international gültige Ländercodes beinhalten. Ich habe also eine Spalte eingerichtet und hier den so genannten ISO-3166-Code angegeben – DE für Deutschland, GB für Großbritannien usw. Eine Liste mit Ländercodes gibt es hier.

OpenHeatMap

Einstellungsmöglichkeiten bei OpenHeatMap
Einstellungsmöglichkeiten bei OpenHeatMap

Selbst Infografik-Amateure sollen mit OpenHeatMap ein Datenblatt mit wenigen Klicks in eine Karte verwandeln können. Und so simpel, wie es sich anhört, ist es tatsächlich: Man lädt eine Excel- oder .csv-Datei hoch, nimmt einige Anpassungen vorn (Kartenausschnitt und Farben ändern, Autor-Name und URL angeben) und bekommt dann einen Embed-Code für die fertige Karte.
Vorteile: Einfachste Bedienung. Sehr gut geeignet, um auf die Schnelle eine Heatmap zu erstellen. Kostenlos!
Nachteile: Die Möglichkeiten für Laien, die Karte den eigenen Bedürfnissen anzupassen, sind begrenzt. Auch fehlen Felder für erläuternde Informationen, etwa der Datenquelle. Allerdings lassen sich viele Anpassungen per Javascript vornehmen – wenn man’s kann.

Tableau Public

Um diese Software bin ich lange herumgeschlichen. Sie ist eigentlich was für Profis – und hat einen entsprechend stolzen Preis: In der Desktop-Version ist Tableau ab rund 1000 US-Dollar zu haben. Aber es gibt auch Tableau Public in einer eingeschränkten, kostenlosen Variante. Damit habe ich ein wenig experimentiert.

Um es gleich zu sagen: Für gelegentliche Visualisierungen im online-journalistischen Alltag ist auch die kostenlose Public-Version für meine Begriffe zu überladen. Die Software ist alles andere als selbsterklärend. Wenn man die grundlegenden Funktionen aber mal kapiert hat, lässt sich recht flott eine Heatmap erstellen, die sich in vielen Details anpassen lässt. Am Ende speichert man die Karte auf dem Tableau-Server, wo sie mitsamt der Rohdaten öffentlich ist, und kann sich einen Einbettungscode holen. Für diesen Schritt muss man einen Account anlegen.

Hier meine mit Tableau Public erstellte Karte:

Sheet 1

Vorteile: Mächtiges Werkzeug. Bietet eine Vielzahl von Möglichkeiten, Karten und Diagramme aller Art zu erstellen. Das Programm erkennt anhand der Tabellenstruktur, welche Art von Charts sich daraus machen lassen, und bietet nur diese zu Auswahl an. Infofenster können editiert werden, eingebettete Diagramme lassen sich teilen.
Nachteile: Mächtiges Werkzeug. ;) Tableau für kleinere, schnelle Projekte, das ist dann eher so die Kanone, die auf Spatzen zielt. Muss lokal auf dem (Windows-)Rechner installiert werden. Will man die Software professionell nutzen, kommt man um die teure Premium-Variante nicht herum.

CartoDB

Einstellungsmöglichkeiten bei CartoDB
Einstellungsmöglichkeiten bei CartoDB

CartoDB ist ein schicker Web-Dienst speziell für interaktive Karten. Auch hier liegt eine Tabelle mit Geo-Daten zugrunde – ist sie bereits erstellt, lädt man sich einfach hoch. Oder man startet mit einer der bestehenden Basiskarten, etwa “World borders” oder “European countries” – so habe ich es in diesem Fall gemacht. Die Tabelle mit den europäischen Ländercodes habe ich dann einfach um zwei Spalten mit weitergehenden Informationen (Armutsgrenze und Armutsquote) ergänzt. In der Kartenansicht taucht eine neue Werkzeugleiste auf, hier findet sich unter anderem ein hilfreicher “visualization wizard” und die Möglichkeit, die Infofenster zu gestalten. Fortgeschrittene können hier zudem SQL-Queries für die Tabelle erstellen. Die Option, einen nicht benötigten Datensatz zu löschen, findet man übrigens im Infofenster in der Kartenansicht (ich erwähn’s nur, weil ich mir einen Wolf danach gesucht habe).

Vorteile: CartoDB dürfte viele Fans in Online-Redaktionen finden – es ist relativ leicht zu bedienen (wenn man ein paar Fallstricke mal überwunden hat) und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Der Wizard hilft, schnell die passende Darstellung zu finden, und man hat eine ganze Reihe von Optionen, um Inhalt und Aussehen der Infofenster zu beeinflussen. Zudem erlaubt CartoDB, mehrere Tabellen zusammenführen – das ist praktisch, wenn man zum Beispiel eine bestimmte Region immer wieder benötigt.
Nachteile: Mit dem kostenlosen Basis-Account ist man ruckzuck am Limit: Bei fünf Tabellen ist Schluss. Für Privatanwender kann das genügen, Online-Redaktionen werden zahlen müssen. Die Preise sind gestaffelt und starten ab 29 US-Dollar pro Monat (zehn Tabellen), ab 149 US-Dollar/Monat ist die Zahl der Tabellen unbegrenzt.

Noch mehr Werkzeuge:
www.kartograph.org – Kartograph ist ein Framework zur Erstellung interaktiver Karten von Gregor Aisch, Programmierer und Designer, der auch an Datawrapper beteiligt ist.
www.selection.datavisualization.ch – Sammlung von Tools zur Visualisierung
17 Free Awesome Data Visualization Tools

2 Kommentare

  1. Hallo Moni,
    da ich wie du Karten und deren bessere Aussagekraft schätze, empfehle ich dir die in lockerer Folge erscheinende Serie auf Arte “Mit offenen Karten”
    Sie behandelt Themen, auch historischer Art, ausschließlich mit und durch die Darstellung von Karten. Für viele sicherlich zu langweilig aber interessant(er) finde ich, jedenfalls für eher abstrakt denkende Leute wie mich!

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