Der Tag beginnt mit einer guten Nachricht: Mein Fahrrad ist noch da! Am Vorabend hatte ich die Wahl zwischen einem Radständer an der Straße und einem überdachten Abstellplatz hinterm Haus, wo ich das Rad zwar ab-, aber nicht anschließen konnte. Ist gut gegangen. So sind sie, die Wismarer.
Pünktlich zur Abfahrt reißt die Wolkendecke auf, und Wismar verabschiedet mich mit freundlichem Sonnenschein. Die ersten Kilometer sind ein wenig mühsam, der Wind hat gedreht und bremst mich aus. Aber die Strecke ist malerisch: Sie führt mich von einem Dorf zum nächsten, vorbei an riesigen Rapsfeldern und Seen und Kuhweiden und, ja, auch über ein paar, äh, “sanfte Hügel” (Fremdenverkehrssprech). Aber nach fast jeder Steigung winkt eine Belohnung: Toller Blick auf die Wismarbucht. In Stove posiert eine Holländermühle wie eine Diva vor einem tiefen Horizont.
Ab Boiensdorf schaue ich nicht mehr auf die Ostsee, sondern auf das Salzhaff: Die Nehrung der Halbinsel Wustrow trennt die Bucht hier fast völlig vom offenen Meer ab. Nur durch ein schmales Band ist Wustrow im Norden mit dem Festland verbunden – dort liegt Rerik. Das Ostseebad wird auf der nördlichen Seite von der Ostsee, im Süden vom Salzhaff umspült – eine Lage, die offenbar schon vor sehr lange Zeit Menschen anzog. In der Nähe der Seebrücke erhebt sich ein Wall hoch über den Strand, gekrönt durch einen Aussichtspunkt – Reste einer slawischen Burg. Es lohnt sich, die Treppe zu erklimmen, denn von hier oben ist die Lage von Rerik zwischen den Wassern aus der Vogelperspektive zu erkennen.
Auf der Weiterfahrt werfe ich noch einen (lohnenden) Blick in die trutzige Kirche und zweige ein paar Kilometer weiter rechts vom Radweg in ein Gewerbegebiet ab. Irgendwo hier, eingeklemmt zwischen ein Feuerwehrgerätehaus und, gibt’s ein Großstengrab aus der Jungsteinzeit. Ich hätte das nie und nimmer gefunden, wäre hier nicht ein Geocache versteckt. :)
Die restlichen zwölf Kilometer bis zum Tagesziel Kühlungsborn sind traumhaft schön. Dort, wo die Kühlung beginnt, lehnt sich der Radweg so nah an den Strand wie bislang noch nie, und nur weil ich vor lauter Glückseligkeit einen Abzweig verpasse, finde ich zufällig einen magischen Ort, ein kleiner, feiner Picknickplatz direkt am Strand von Kägsdorf. Ich kann mich nur schwer wieder davon trennen. Ich empfehle dringend, sich in Höhe von Mechelsdorf zu verfahren und geradeaus direkt am Strand weiter zu radeln, um diesen Platz nicht zu versäumen.
Kühlungsborn empfängt mich sonntäglich herausgeputzt mit seiner noblen Bäderarchitektur und einer blitzblank gefegten Vier-Kilometer-Promenade, auf der jede Menge Urlauber bummeln. Zwischen all den Restaurants finde ich schließlich einen Asiaten, der mich mit einer türkischen Pizza vorm Verhungern rettet.
Tageskilometer: 47
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Sehr schööööön :-).
Aber was ist den “die trutzige Kirche”???