Vielleicht war das auch ein wenig der Nähe dieser beiden Ereignisse geschuldet, dass sich viele Texte über den Rücktritt von Steve Jobs lasen wie Nachrufe: Nach dem großartigen, unvergleichlichen Loriot verlieren wir nun auch noch den Apple-Gott! Aber Steve Jobs ist nicht gestorben, hoffentlich ist ihm noch ein langes Leben vergönnt, auch wenn sein Abschied vonm Chefposten anderes befürchten lässt.
Ich bin kein Macianer, sondern durch und durch Windows-sozialisiert, was bedeutet, dass ich einen nicht unerheblichen Teil meines Lebens mit von Flüchen begleiteten Versuchen verbracht habe, irgendetwas wieder ans Laufen zu bringen. Irgendwann war da so viel Zeugs und Software, dass ich einen Umstieg nicht mehr in Erwägung gezogen habe. Hach, und mit zunehmenden Alter schwindet halt auch dieses furchtlose Selbstvertrauen, schon irgendwie mit allem Neuem klarzukommen, ne.
Mit Apple kam ich also sehr spät in Berührung, nämlich, als ich mir den ersten iPod kaufte. Erstaunlich, wie so ein kleines (naja, im Vergleich zum Nano war der erste iPod gigantisch), unscheinbares Ding das Leben bereichert. Kein MP3-Player hat das vorher geschafft – zu umständlich, zu fummelig, zu wenig schön. Aber dann hielt mir Steve Jobs den iPod vor die Nase, und ich hab angebissen. Dann kam das iPhone, dann das iPad (auf dem ich diesen Text schreibe), und all diese Dinge haben gemeinsam, dass sie nützlich, einfach und dazu auch noch gut aussehend sind. (Und dass auf ihnen, nebenbei, selbst meine grottigsten Fotos gut zu Geltung kommen! Dieses Geschäftsmodell würde sicher auch in anderen Branchen funktionieren: Bekleidungsherstellern zum Beispiel, die Konfektionsgrößen nach unten schummeln, würden die Klamotten doch bestimmt aus den Händen gerissen. Von mir jedenfalls. Aber ich schweife ab.)
Inzwischen verdiene ich meinen Lebensunterhalt unter anderem mit der Erstellung einer täglichen Magazin-App fürs iPad und arbeite im Büro sowohl an Windows-Computern als auch auch Macs. Ich bewundere die Kolleginnen und Kollegen, die den Umgang mit Apple-Hard- und Software quasi mit der Muttermilch aufgesogen zu haben scheinen, während ich selbst regelmäßig mit den Tastaturkombinationen durcheinander komme – aber, hey, was soll’s.
Diese Woche durchforstete ich die Fotodatenbank nach Steve Jobs, um seine Karriere in Bildern zu erzählen. Die alten Schwarz-Weiß-Aufnahmen aus den 70er Jahren, als er lange Haare trug, die Bilder aus den 90ern, als sein Gesicht voller war, und die Fotos der iPhone- und iPad-Präsentationen der vergangenen Jahre, auf denen er hager und ergraut ist – aber sein Blick ist über Jahrzehnte kaum verändert. Seine Augen blitzen stets wie die eines Schuljungen, der sich mit einer neuen Erfindung gerade selbst den größten Wunsch erfüllt hat.
Geschichten wie diese habe ich sehr gern gelesen, und dass ich dort zu meiner Freude auf eine alte Freundin stieß, mit der mich unter anderem ausgerechnet ein Apple-Gerät verbindet, fügt sich gut. Immer schließt sich irgendwo ein Kreis.
Und das gilt auch für Loriot: Aus traurigem Anlass habe ich ein paar seiner Sendungen von Ende der 60er Jahre angeschaut und festgestellt: Alles, was Comedy-Formate wie Switch oder die Tagesshow heute machen, hat Loriot bereits damals gemacht. Oft besser. Oder besser: Bissiger.
Loriot ist weit cooler als Jobs es je sein könnte. Du stellst hier einen grandiosen Komiker und einen Verwalter auf eine Ebene. Loriot hat seine Pointen selbst geschrieben, Jobs hat selten selbst erfunden.