Revolverheld

Mensch, unser Innenminister. Ein ganzer Kerl, der Friedrich. Hat’s den Islamisten gerade wieder so richtig gezeigt. Wer Anschläge zu verüben gedenke, müsse damit rechnen, getötet zu werden. Da gäb’s “kein Mitleid”. Sagt Herr Friedrich, unser Innenminister. An Sonntagen schafft man es mit solchen Sprechblasen sogar in die Radionachrichten. Dabei haben wir heute, am Tag nach dem Viertelfinal-Aus, ganz andere Probleme.

Nur, damit ich Herrn Friedrich richtig verstehe: Die Frage, wann, gegen wen und in welcher Weise Sicherheitskräfte in diesem Land von ihrer Schusswaffe Gebrauch machen, ist eine Frage von Mitleid? Und ich war immer davon ausgegangen, dass die Fälle, in denen ein Polizist schießen darf, genau definiert sind. Notwehr, Fluchtgefahr, Verhinderung eines schweren Verbrechens, solche Sachen. Die Abwehr eines Terroranschlags fällt sicher auch in diese Kategorie.

Was also will Herr Friedrich damit sagen? Dass ein Terrorist sich nicht wundern soll, wenn deutsche Polizisten ihren Job machen und notfalls schießen? Selbstmordattentäter werden sich verschreckt die Hände vors Gesicht halten und umgehend von ihren Plänen abrücken. Oder will er uns sagen, dass es unter Verbrechern so’ ne und so’ ne gibt, und dass man hierzulande einen gewöhnlichen Geiselnehmer oder einen fliehenden Bankräuber auch schon mal laufen lässt – aus Mitleid halt. Dass aber Islamisten damit bitteschön nicht rechnen dürfen?

Vielleicht wollte Herr Friedrich auch nur einfach mal wieder in die Bildzeitung. Warum solcherlei Absonderungen in einem Revolverblatt es dann auch gleich in die Nachrichtensendungen von Funk und Fernsehen schaffen – ich versteh’s nicht.