Street View in Frankfurt

Das Haus, in dem ich wohne, musste Google bislang nicht verpixeln. Trotzdem wirken die Fenster meiner Wohnung und der Balkon irgendwie fremd. Und die Trinkhalle gegenüber, die gibt es auch längst nicht mehr. Kein Wunder: Google hat das Haus vor meinem Einzug fotografiert. Ein Blick auf die Plakate an der Litfasssäule zeigt, dass es im Frühsommer 2008 gewesen sein muss, als “Kungfu Panda” in die Kinos kam.

Die Hauptwache kann man bei Street View noch mit dem Auto passieren, heute geht das nicht mehr. Auch hier war Google offenbar im Sommer 2008. Am Museumsufer zeigt das Filmmuseum (das heute geschlossen ist) bis Sommer 2008 Animes, das Städel präsentierte Stilllebenmalerei. In der Textorstraße in Sachsenhausen ist das neue Domizil der Frankfurter Rundschau im früheren Straßenbahndepot noch im Bau (Anfang 2009 zogen wir ein). Am nördlichen Mainufer indes scheint tiefster Herbst zu sein, als Google dort fotografiert.

Hauptwache

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Eiserner Steg und Rententurm

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Städel-Museum

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FR-Baustelle

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Drei Prozent der Gebäude sind verpixelt, hieß es. Wenn ich mit Street View durch Frankfurt fahre, kann ich das kaum glauben; alle paar Meter musste Google Pixelblöcke drüberklatschen, was den Spaß an der Nutzung deutlich trübt. Bei mir um die Ecke wohnt Daniel Cohn-Bendit, der am Klingelschild seinen Namen nicht ausschreibt – sein Haus aber ist unverpixelt. Für mich ist das durchaus nachvollziehbar, und jetzt, da der Dienst läuft, noch mehr als zuvor. Beim virtuellen Spaziergang sehe ich nichts, was ich sonst nicht auch sehe. Nein, das stimmt nicht ganz: Bei Street View sehe ich weniger. So lässt sich zum Beispiel nicht in Fenster hineinsehen.

Ok, Cohn-Bendit und ich, wir sind nicht Bankier Metzeler, und wir gehören auch nicht zur Hotelierfamilie Steigenberger – deren Villen sind, natürlich, verpixelt. Macht nichts, dafür ist das Goethehaus uneingeschränkt zu betrachten.

Goethehaus im Großen Hirschgraben

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Das Google-Auto ist ganz offenkundig ein Hingucker. Viele Menschen drehen sich um, bleiben stehen, als es vorbeifährt. Die Gesichter aller Personen sind unkenntlich gemacht – und zwar konsequent: Auf der Hanauer Landstraße ist Jutta Speidel auf einem Werbeplakat nur noch an ihrer Unterschrift zu erkennen. Ebenfalls verpixelt sind Nummernschilder. Und weil auch das manchem nicht gereicht zu haben scheint, sind immer wieder ganze Autos unkenntlich gemacht.

Auf der Wittelsbacher Allee überholt Google “meine” Straßenbahn, fährt einige Meter unmittelbar daneben. Bei dieser Entfernung müsste man die Leute in der Tram sehr genau sehen können. Tut man aber nicht. Was man sieht, sind die Kameraufbauten auf dem Google-Wagen, die sich in den Scheiben spiegeln.

Verpixelung auch auf Plakaten

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