Über die Grenze

Auf Usedom kann man die Staatsgrenze überschreiten, ohne es zu merken – jedenfalls, wenn man beim Radeln entlang der Ostsee nicht so genau hinschaut. Drei Kilometer südöstlich von Ahlbeck markiert nur eine kleine, sandige Schneise zwischen zwei Wäldern den Übergang vom deutschen zum polnischen Teil der Insel.

Ein paar Betonpfeiler mit Resten von Draht stecken noch im Sand und erinnern daran, dass es lange Zeit nicht möglich war, hier unkontrolliert zwischen den Staaten hin- und her zu spazieren. Erst seit 2007, seit dem Beitritt Polens zum Schengener Abkommen, ist die Grenze offen und unbewacht. Von den rund 450 Quadratkilometern Usedoms liegen rund 90 auf polnischem Territorium.

Ein paar hundert Meter geht der Radweg auf polnischer Seite weiter durch den Wald, vorbei an einem fast leeren Parkplatz, wo ein junger Mann auf Kundschaft wartet, der er Zigaretten stangenweise verkaufen kann.

Dann tauchen die ersten Häuser von Swinemünde auf, der einzigen Stadt auf Usedom. Ehemals ein deutsches Seebad, ist Swinemünde seit 1945 polnisch und heißt Swinoujscie. Die Stadt ist durchs Wasser geteilt: Die rund 40.000 Einwohner leben diesseits und jenseits der Swine, die hier ins Meer mündet und einen wichtigen Ostseehafen bildet.

Empfangen wird man von Bäderarchitektur wie auf der deutschen Seite, dazu Läden und Lokale, die die herausgeputzte Promenade in eine Art Kirmes verwandeln. Rechts ab gehts Richtung Altstadt – oder zu dem, was davon noch übrig war nach einem Luftangriff durch US-Bomber am 12. März 1945. Wie an so vielen anderen Orten vor allem an der Ostseeküste gerieten auch hier unter anderem Flüchtlinge, die sich in der Stadt stauten, ins Schussfeld. Mehrere tausend Menschen starben bei dem einstündigen Angriff.

Ab Ende der 50er Jahre entwickelte sich Swinemüne zum immer beliebteren Ostseebad, der Hafen wurde zum Hochseehafen ausgebaut. Anfang der 90er Jahre zogen die sowjetischen Truppen endgültig ab. Heute ist der “Polenmarkt” unmittelbar hinter der Grenze für deutsche Besucher offenbar die Hauptattraktion, während man in der Stadt selbst nur wenige Touristen sieht.

Mehr Bilder:

Grüne Grenze zwischen Deutschland und Polen am Strand von Usedom

Swinemünde

Swinemünde

Swinemünde

Hafen Swinemünde

Swinemünde

Swinemünde
Restaurierter Turm der 1945 zerstörten Luther-Kirche – in der heute eine Kneipe ist.

2 Kommentare

  1. Ahoi! Eine schöne Usedomreihe, gefällt mir! Du schreibst allerdings: “Dann tauchen die ersten Häuser von Swinemünde auf, der einzigen Stadt auf Usedom.” Das stimmt so nicht. Es gibt da noch die Stadt, die der Insel ihren Namen verdankt und die man der besseren Unterscheidung wegen “Usedom (Stadt)” oder “Stadt Useodm” nennt.

    Mehr dazu hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Usedom_(Stadt)

    Beste Grüße!

  2. Hallo und danke – auch für die Korrektur. Nja, dabei habe ich der Stadt Usedom selbstverständlich längst einen Besuch abgestattet. Aber sie wirkt so gar nicht städtisch! ;)

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