Unlängst durfte ich hinter die Kulissen des zweitgrößten Frankfurter Kinos schauen. Und dieser Blick war mit überraschenden Erkenntnissen verbunden. Was die digitale Kinotechnik ausbremst, warum 3D heutzutage auch drei Stunden lang funktioniert, und weshalb ich jetzt noch weniger Lust auf Popcorn habe, das erfahrt ihr hier.
Wer heute ein Multiplex-Kino komplett neu baut, platziert die Säle rings um einen zentralen Vorführraum in der Mitte. Im Metropolis an der Frankfurter Hauptwache war das nicht möglich: Das Kino (12 Säle, rund 3500 Plätze) zog vor rund zehn Jahren in ein altes Gebäude ein, das ehemalige Volksbildungsheim, und musste sich den architektonischen Gegebenheiten anpassen. Filmvorführer im Metropolis gehen daher weite Wege, wenn sie mit einer Filmrolle unter dem Arm in einen anderen Vorführraum wechseln.
Filmrolle? Ja, tatsächlich: Auch im digitalen Zeitalter werden in den meisten Kinos noch immer 35-Millimeter-Bildstreifen ab- und wieder aufgewickelt. Mit einer Geschwindigkeit von 24 Bildern pro Sekunde passiert das Filmband diverse Schächte, Schlitten und Schlaufen des Projektors, bevor es sich auf einer zweiten Spule wieder aufwickelt. Die nostalgische Anmutung wird noch verstärkt durch die weißen Markierungsstreifen, die auf der Filmrolle sichtbar sind – sie zeigen den Beginn eines neuen Aktes an.
Die Filmverleiher überlassen den Kinos meist nur eine Kopie – aus Kostengründen: eine Kopie schlägt für den Verleih mit mehreren tausend Euro zu Buche. Nur bei einigen Blockbustern stehen in vielen Kinos mehrere Kopien bereit. Das Risiko ist also nicht gerade klein: Wenn mal was passiert, die Rolle abstürzt und Schaden nimmt, muss die Vorstellung verschoben werden oder ganz ausfallen.
Ein Film, der in mehreren Sälen gezeigt wird, aber nur eine Kopie im Haus – was tun Kinos in solchen Fällen? Sie wickeln die Rolle nicht gleich wieder auf die Spule zurück, sondern lassen sie zuerst noch im Vorführraum nebenan durch den zweiten Projektor laufen. Den kleinen Zeitverzug bekommen die Zuschauer kaum mit.
Die Kinobetreiber zahlen für die Filmkopien keinen festen Mietpreis, die Verleiher sind stattdessen an den Eintrittsgeldern beteiligt. Wie hoch ihr Anteil ist, hängt von Kino, Standort und Film ab, in der Regel sind es rund 50 Prozent. Damit ein Kino sich trägt, gilt für Betreiber die Faustregel: Im Durchschnitt muss jeder Kinobesucher etwa ein Drittel des Eintrittspreises zusätzlich für Verzehr ausgeben.
Digitale Vorführtechnik – der Film ist als verschlüsselte Datei auf einem Rechner gespeichert und wird über einen Digitalprojektor abgespielt – findet man selbst in einem modernen Multiplex-Kino wie dem Metropolis nur in zwei von zwölf Sälen. Wie so oft liegt es am Geld: Kinobetreiber und Filmverleiher streiten sich darum, wer die Kosten für die Umrüstung – immerhin zwischen 100.000 und 150.000 Euro – trägt. Zugleich drängt die Film-Branche auf Umstellung: “Avatar” sollte ursprünglich nur digital und nicht mehr auf Filmrolle ausgeliefert werden – doch die Tatsache, dass viele Kinos technisch noch nicht so weit sind, hat Studios wie Verleiher zurückrudern lassen.
Einen 3D-Hype gab’s auch in meiner Jugend mal. Allerdings erinnere ich mich auch daran, wie anstrengend das Gucken durch die grün-rote Brille war. Inzwischen weiß ich auch, warum: Das Gehirn hatte viel zu tun, um den räumlichen Effekt fürs Auge herzustellen. Die heutige 3D-Projektionstechnik macht es einfacher. Die Brillen sind anders beschichtet, sie polarisieren das Licht nicht linear, wie früher, sondern zirkular. Was immer das im Detail heißen mag – im Ergebnis nimmt es dem Gehirn Arbeit ab. Gedreht wird stereoskopisch, aus zwei Perspektiven gleichzeitig.
Kommen wir schließlich zur Popcornküche, in der ein Mitarbeiter in einer Acht-Stunden-Schicht aus 40 bis 60 Kilo Mais süßes und salziges Popcorn macht. Das Zeug wartet dann in Säcken auf den späteren Transport zur Theke, wo es erneut warm gemacht wird – und den Eindruck von Frische vermitteln soll. Lecker.
Aber mit Popcorn hab ich es eh nicht so.