Welche Personen gelten in Deutschland als Pioniere des Automobilbaus? Nennen Sie zwei Namen!
Welcher deutsche Physiker hat mit seiner Entdeckung im Jahre 1895 die medizinische Diagnose bis zum heutigen Tag revolutioniert?
Was gelang dem deutschen Wissenschaftler Otto Hahn erstmals 1938?
Welcher deutsche Arzt entdeckte die Erreger von Cholera und Tuberkulose?
Welcher Deutsche komponierte in seiner 9. Sinfonie am Schluss die berühmte „Ode an die Freude“? Nennen Sie zwei weitere deutsche Musiker bzw. Komponisten!
Fünf von 100 Fragen aus dem Wissens- und Wertetest der hessischen Landesregierung, der Bestandteil des künftigen Einbürgerungsverfahrens werden soll.
Den Test sollten unsere Parlamentarier mal machen. Die müssen Deutschland eigentlich am besten kennen. Ich nehm’s da mit Petra Pau: Wette, jeder zweite Abgeordnete fällt durch :-)
Schleierhaft bleibt mir bei all diesen untauglichen, meist ja doch nur von einer latenten Ausländerfeindlichkeit getriebenen Versuchen nur, was all das mit unserer Sicherheit zu tun haben soll. So sollen sich Terroristen aussortieren lassen? Lächerlich. Die lernen bekanntlich auch, Passagierflugzeuge zu steuern, wenn sie es für nötig halten.
Generell ist es bei Sicherheitsmaßnahmen so, dass nicht die einzelne verhindert, dass es zu einer Problemsituation kommt, sondern die Summe. Jede Einzelmaßnahme mag für sich dabei sinnlos erscheinen. Beim Personenschutz ist es häufig so, dass die Gesamtheit der Sicherheitsmechanismen nur bewirken sollen, dass ein Attentat so erschwert wird, dass die meisten potenziellen Angreifer abgeschreckt werden. Wer aber sein eigenes Leben nicht achtet, ist häufig auch von diesen Maßnahmen nicht effektiv abzuschrecken oder am Attentat zu hindern. Nichtsdestotrotz versucht man es den Leuten schwerer zu machen.
Abgesehen davon haben viele Sicherheitsmaßnahmen den Zweck, nicht direkt etwas zu verhindern, sondern dass der Versuch, sie zu umgehen, zu Auffälligkeit führt. Sozusagen, dass jemand, der unter Wasser angetaucht kommt, durch ein Netz im Bachlauf gezwungen wird, den Kopf aus dem Wasser zu heben. Dann kann man ihn erkennen – das Netz verhindert das Attentat nicht. Ist da kein Netz, kommt er aber ungebremst ans Ziel.
Sinngemäß läßt sich das auf die Fragebogen-Geschichte und ähnliche Elemente übertragen. Es geht nicht darum, zielsicher mögliche Terroristen auszufiltern. Aber insgesamt die Bewegungsfreiheit für Personen mit unlauteren Absichten einzuschränken. Wenn ihnen an keiner Stelle auch nur irgendwelche Hindernisse in den Weg gelegt werden, haben sie halt (noch) leichteres Spiel.
Solche Maßnahmen werden meist solange bekrittelt, wie nichts passiert. Dafür wird die Hysterie umso größer sein, wenn bspw. in Frankfurt was Großes samt ein paar benachbarten Kindertagesstätten in die Luft fliegen. Dann wird man den Sicherheitsbehörden und der Innenpolitik schwere Pannen und Versäumnisse vorwerfen.
Man muss nicht alles deswegen besinnungslos befürworten und absegnen, was dieser oder jener Politiker austüftelt. Man muss aber auch nicht bedingungslos jede denkbare Maßnahme a priori ablehnen.
Übrigens, jenseits von vermeintlicher oder tatsächlicher Sicherheitspolitik: Wenn ich Staatsbürger Norwegens werden wollte, würde es mich keineswegs befremden, wenn man von mir verlangen sollte, dass ich die Sprache in einem Umfang beherrsche, die mich zur Teilnahme am öffentlichen Leben befähigt, und dass ich ein bißchen was von Land und Leuten, Geschichte und Entwicklung meiner neuen Heimat weiß.
Und der hessische Test wird übrigens erfolgreich absolviert, wenn man 50 Prozent richtig hat. Ist wirklich nicht sooo ein Problem.
“Und der hessische Test wird übrigens erfolgreich absolviert, wenn man 50 Prozent richtig hat.” Wo steht das?
Im übrigen ist der Test doch nicht aufgrund eines gestiegenen Sicherheitsbedürfnis gemacht worden. Bereits vor 9/11 gab es immer wieder Bestrebungen, so was einzuführen.
“Aber insgesamt die Bewegungsfreiheit für Personen mit unlauteren Absichten einzuschränken.” Wie bidde? Terroristen werden Deutsche bevor sie hier Bomben legen? So was hab ich ja noch nie gehört, wär aber lustig, wenn die Attas vorher zum Test anstünden ;-)
a) Wurde heute früh im Radio gemeldet (BR5Aktuell oder HR3Info oder Deutschlandradio)
b) Den Zusammenhang zwischen Test und Sicherheit hat die Blogbetreiberin in ihrem Kommentar hergestellt. Zumindest als Frage.
c) Nicht drauflos posten: Ich habe explizit einen allgemeinen Sicherheitsansatz beschrieben und von “sinngemäßer Übertragbarkeit” gesprochen. Also nicht von konkreter, detailexakter Übertragbarkeit.
OK? Verstanden?
Gut. Wer es nicht verstehen will, auch recht. Schlaf weiter.
Ich präzisiere: Ich habe kritisiert, dass der Test (und ähnliche Maßnahmen, siehe Fragebogen in Ba-Wü) mit der gestiegenen Sicherheitsproblematik in Zusammenhang gebracht werden. Weil ich die wahren Beweggründe woanders vermute (und wer das nicht glaubt, schlafe weiter).
Was du über Sicherheitsmaßnahmen schreibst, bechtie, ist ja alles schlüssig – es hat nur mit dem Test nichts zu tun. Der bringt uns nicht einen Schritt weiter bei der Bekämpfung dessen, was wir fürchten, sondern wiegt in falscher Sicherheit.
Es mag ja sein, dass Sicherheitsbehörden sich permanent in dem Dilemma bewegen, entweder zu viel oder zu wenig zu tun – je nachdem, ob real Gefahr besteht/bestand oder nicht. Aber ich bin nicht überzeugt, dass dieser Test oder ähnliche Maßnahmen sie von diesem Dilemma entlasten. Nach einem Anschlag würden den den Behörden sicher nicht der Vorwurf gemacht, sie hätten die Attentäter nicht nach Robert Koch und Otto Hahn gefragt.
Ob die “wahren Beweggründe” jenseits der Sicherheits- und einer sinnvollen (wie die auch immer aussehen mag) Zuwanderungspolitik liegen, spielt für mich erst mal keine Rolle. Ich diskutiere den Test erst mal nur in dem engen Zusammenhang Sicherheit. Und da sehe ich es eben völlig anders – so was wiegt nicht in falscher Sicherheit, solange kein Mensch auf die Idee kommt, die “Sicherheit” würde alleine an dem Test festgemacht. Und ich hatte betont, dass man den Test als eines unter vielen Elementen verstehen kann.
Dein letzter Satz ist einfach nur polemisch-irrational (gut, das darfst du auch mal ;-) Verschließt du die Augen davor, dass es möglicherweise Leute gibt, die eine langfristige Vor-Ort-Residenz nur deswegen anstreben, um Agitation/Propaganda (“Hassprediger”) zu betreiben oder eine (terroristische) Infrastruktur aufzubauen? Geht auch ohne Staatsbürgerschaft, klar, aber geht besser mit.
Und, noch mal: Als Japanologe weiß ich
a) was ein wirklich xenophobes Land ist
b) wie wirklich restriktive, ablehnende und entmutigende Maßnahmen gegen ansiedlungswillige Ausländer aussehen
c) hätte ich überhaupt kein Problem mit einem solchen Test, sollte er mir zur angestrebten Einwanderung/Staatsbürgerschaft vorgelegt werden. Dass man als zukünftiger Japaner (wenn auch ohne Schlitzaugen) weiß, wer der Tenno ist, wer Tojo war, wer Natsume Soseki, Sei Shonagon, was das Genji monogatari, wer Toyotomi Hideyoshi, die Jomon- und Yayoi-Periode, … ok: Wie die Nationalhymne heißt (kimigayo???) und wie sie anfängt, weiß ich jetzt nicht (aber ich weiß, dass die Melodie erstaunlich un-militaristisch, fast schon traurig-schön ist…;-) Das Wissen um dererlei Geschichts- und Kulturinformationen kann man wirklich verlangen.
Nicht doch – das Monopol auf Polemik will dir dir selbstverständlich nicht streitig machen, bechtie. ;)
“Verschließt du die Augen davor, dass es möglicherweise Leute gibt, die eine langfristige Vor-Ort-Residenz nur deswegen anstreben, um Agitation/Propaganda (“Hassprediger”) zu betreiben oder eine (terroristische) Infrastruktur aufzubauen? Geht auch ohne Staatsbürgerschaft, klar, aber geht besser mit.”
So isses. Und daran ändert dieser Test nichts.
Noch mal im ganzen Satz: Dieses eine Element (meinetwegen unter vielen) halte ich unter Sicherheitsaspekten für untauglich.
Der Integrationsaspekt (Wissen um Geschichte und Kultur des einbürgernden Landes) war nicht mein Thema, daher war ich schon auf dein Norwegen-Beispiel nicht näher eingegangen. Trotzdem schön, dass du uns an deinen Kenntnissen über Japan teilhaben lässt. :)