Leichte Beute

Neuerdings lauern in den Computerabteilungen Verkäufer auf Kundschaft! Natürlich meine ich nicht die blau- oder gelb-behemdeten Mitarbeiter der Elektronikkaufhäuser, nach denen man sich die Augen wund schaut. Ich meine solche Vertretertypen mit Föhnwelle und Sakko, die erstmal inkognito beobachten, für welche Produkte man sich interessiert, und genau in dem Moment zuschlagen, wenn man sich anschickt, ein Stück verpackter Ware aus dem Regal zu nehmen.

Ich sehe, Sie interessieren sich für externe Festplatten. Ich habe da was für Sie.

Mit diesen Worten entfaltet ein wildfremder Mann einen Flyer vor meinem Gesicht, damit ich mir die schönen Produkte von S**gate auf Papier betrachten kann. Da ich nicht zu den Menschen gehöre, die überzeugend und ohne zu zögern Nein danke! rufen können, erfahre ich ungewollt lauter Gutes über ein portables Laufwerk: Stöße und Schrammen steckt es gut weg. Während der Mann in diesen typischen Verkäufer-Gebetston verfällt, sehe ich eine Festplatte vor mir: Sie hat Wunden, blaue Flecken und Narben, aber sie lebt – und röchelt tapfer: Ich bin ok, ich bin ok. Machen wir weiter.

Der Herr hat seine Werbebotschaft verkündet, faltet die Broschüre zusammen und reicht sie mir. Ich werfe einen auffällig begehrlichen Blick auf den schicken Kugelschreiber, den er in der anderen Hand hält. Er reicht mir noch den Stift dazu. Danke, ich schau’s mir dann mal in Ruhe an, versichere ich, verstaue beides in der Jackentasche und wende mich wieder dem Regal zu. Was wollte ich? Ah ja – eine neue Festplatte. Hm. Was nehme ich jetzt nur?

Irgendwie fühle ich mich so … b e o b a c h t e t.

Ich verlasse den Laden mit nichts als einem herkömmlichen Schreibgerät in der Tasche.

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