Alles braucht seine Zeit, und manche Institution braucht davon etwas mehr als andere. Aber zu spät ist es selten, und so geht die Frankfurter Rundschau nun mit ihrem eigenen Weblog an den Start. Und, in aller Unbescheidenheit: Ich habe daran nach Kräften mitgezündelt.
Spätzünder, ja, aber immerhin: Bei der FR kocht der Chef bloggt die Chefredaktion höchstselbst, ein Novum in der deutsch bloggenden Medienwelt (jedenfalls so weit ich sie überschauen kann).
Zwei Blog-Projekte machen den Anfang: Nach der Wahl fragt die FR sich und euch: “What’s left?” Hat die Linke ihre Zeit gehabt, hat sie ausgedient? Verschwinden linke Positionen und politische Diskurse nun auf den Hinterbänken der Opposition und in den Szenekneipen Berlins? Oder regieren sie weiter mit, in einem Reichstag, über dem künftig neben der deutschen auch die jamaikanische Flagge weht, und “erfinden sich neu”?
Wer auch (oder erst recht) nach der Wahl Lust auf politische Diskussionen hat, sollte hier mal reinschauen und der FR-Chefredaktion Pro oder Kontra geben.
Eine weitere Blog-Kategorie gehört Bronski, dem zertifizierten Leserversteher der FR. Bronski genügte seine samstägliche Kolumne im gedruckten Blatt nicht mehr; er wird künftig bloggen – und einen Teil seiner vielen Gespräche mit FR-Leserinnen und Lesern im Blog öffentlich abzuwickeln.
Und wer hat’s erfunden?
Ok, nicht erfunden, obwohl wir uns manchmal so vorkamen. Eines kann ich verraten: Altgediente Print-Redakteure einer Zeitung, die jahrzehntelang den Beinamen “alte Tante Rundschau” hatte, zum Bloggen zu bewegen, ist ein harter Job. Bei der Vorstellung des Projekts FR-Weblog sah ich in der Konferenz in so manches fragende Gesicht, und bei der Einführungsveranstaltung rannte mir die FR-Redaktion nicht gerade die Bude ein. Trackbacks jedenfalls erkläre ich lieber erst das nächste Mal. ;)
Lasst ihnen ein wenig Anlaufzeit, da draußen auf dem unbekannten Terrain. Verschreckt sie mir nicht gleich, sonst muss ich die Neu-Blogger mühsam wieder einsammeln. Seid nett und zeigt ihnen einfach freundlich, aber bestimmt, wo der Hase langläuft. Danke.
… und wieso bist Du da nicht als Autorin aufgeführt? Oder passiert das erst, wenn Du dort Deinen ersten Blogeingtrag machst?
Wie – das Bloggen soll ich auch noch übernehmen??
Ja klar! Ich hab mal gehört, für einen Vollblutjournalisten sei das Schreiben wie das Atmen. Du willst doch nicht die Luft anhalten oder? Außerdem ist Schreibpraxis immer gut. Wer weiß, vielleicht wirst Du entdeckt und gewinnst den Pulitzerpreis oder so ähnlich. :)
Wobei der Leserversteher Bronski bisher wirklich die beste Figur macht…;)
Nun, Bronki ist auf jeden Fall der bislang fleißigste Blogger dort. Die anderen muss ich noch ein wenig zum Bloggen tragen… Die haben ja immer so furchtbar viel anderes zu tun, die Herren Chefredakteure ;) Ich bleibe dran.
Pulitzer? Wo? :)