Ganz unverhofft spendiert der Sommer noch einen Bonus – meist hat das was mit Wiedergutmachung zu tun. Das letzte Mal, als mir jemand einen Bonus anbot, war ich gerade in einem Fesselballon in eine Baumkrone gekracht.
Wie auch immer: Die Pause hier sollte eigentlich eine sanfte Brücke in den Herbst bilden, stattdessen hat jemand mal eben die Saison angehalten. Nicht die Zeit natürlich – die rast. Gerade nimmt sie Kurs auf den nächsten Sonntag. An diesem Tag muss ich wieder rennen – beim Lauf für mehr Zeit, dem 5000-Meter-Lauf durch die Frankfurter Innenstadt zugunsten der Aidshilfe. Wir erinnern uns: Im vergangenen Jahr hatten ein halbes Dutzend von euch meinen Lauf großzügig gesponsert; knapp 100 Euro hatte ich direkt an die Aidshilfe weitergereicht – danke nochmal dafür! Diesmal habe ich statt Spenden vier Mitläuferinnen und einen Mitläufer zusammengtrommelt. Gemeinsam sind wir – stark, klar, aber vor allem sind wir – *trommelwirbel* – Die RennschneckenTM!
Die vorangeschrittene Zeit erfordert nun, dass ich mal ein wenig trainiere. Auch als bekennende Kurzstreckenschnecke will ich mich ja nicht zu arg blamieren. Obgleich ich längst den wesentlichen Vorteil erkannt habe, den ich als zertifizierte Langsamläuferin gegenüber meinen ehrgeizigen Kollegen habe: In meine sechs Kilometer passen viel mehr sprudelnde Gedankengänge als in eure!
Zugegeben, in diesen Tagen dominieren schwere Gedanken. Bilder aus dem Süden der USA kommen darin vor, und das Sinnieren über diese merkwürdige deutsche Eigenschaft, immerzu peinlich auf die korrekte Reihenfolge achten zu müssen: Erst das Mitgefühl, dann die Frage nach dem Warum, und wenn schon Kritik, dann bitte mit gebührendem Abstand zum Ereignis. Mittlerweile, scheint mir, kommt der empörte Ruf “Anti-Amerikanismus!” mindestens ebenso sinnentleert und reflexhaft wie das eigentliche USA-Bashing.
Die Leute in New Orleans können es sich nicht leisten, sich stumm bedauern zu lassen. Sie schreien ihren Zorn auf die Regierung heraus, während sie hungrig und ohne Medikamente im Dreck einer versinkenden Stadt sitzen. Da werden wir es doch wohl schaffen, zwei Selbstverständlichkeiten gleichzeitig zu erledigen: Eine Überweisung veranlassen und darüber nachdenken, was da eigentlich schief läuft.
Schade dass du dieses Jahr nicht Spenden in Klein Bloggersdorf zusammen trommelst. Wo ich doch nicht mitlaufen kann, weil ich in Berlin bin. Ich wollte mir doch einen Sponsorenplatz auf dem T-Shirt sichen.
Ja, schade, Matthias. Du hattest letztes Jahr, soweit ich mich erinnere, einen ansehnlichen Betrag zusammenbekommen. Diesmal also zwar kein Platz auf dem Sponsoren-T-Shirt, dafür aber einen in Gedanken irgendwo zwischen Alter Oper und Konstablerwache! Viele Grüße nach Berlin!