Goethes Wege

Das Gleiche lässt uns in Ruhe,
aber der Widerspruch ist es, der uns produktiv macht
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Johann Wolfgang Goethe

Jeden Tag fahre ich an der Gerbermühle vorbei, jenem Sommerhaus vor den Toren Frankfurts, das dem Bankier Willemer gehörte, mit dessen Frau Marianne Goethe ein wohl platonisches, dafür literarisch umso fruchtbareres Techtelmechtel hatte. Nicht nur deshalb ist mir der alte Schwerenöter, dessen Schatten uns in Frankfurt ja ohnehin stets begleitet, in diesen Tagen sehr präsent.

Ein paar Tage bin ich ab heute in der Stadt zu Gast, wo Goethe mit Christiane lebte. Ich werde mir ihr gemeinsames Haus am Weimarer Frauenplan ansehen, das sie bewirtschaftete, während er auf Reisen war. Ich möchte mit viel Muße durch die Kulturhauptstadt schlendern, deren bessere Gesellschaft Goethes “einfaches Frauchen” damals schwer gemobbt hat. Auch das Haus seines engen Freundes Friedrich Schiller und die nahe gelegene Kirche, an deren Orgel seinerzeit ein Mann namens Sebastian Bach spielte. Ich will den Rokokosaal in der teilweise abgebrannten Bibliothek sehen, die nach der mutigen Herzogin Anna Amalia benannt wurde. Und, weit entfernt von jeglicher Kultur und doch ganz nah bei dieser Stadt – den Ort, an dessen Tor Jedem das Seine geschrieben steht.

Bis die Tage.