In dem Sommer, als Elvis Presley starb, entschied sich meine in Österreich urlaubende Familie zu einem Tagesausflug nach Venedig. Die Tour wurde zu einem dieser typischen Familiendramen, wenn fünf Leute in sechs verschiedene Richtungen wollen und am Ende niemand irgendwo ankommt. Ich kann mich nur an weniges erinnern, darunter an eine aus den Tiefen meines Magens kommende Äußerung, die ich unmittelbar nach dem Aussteigen aus dem Reisebus machte. An den glühend roten Tropfen am Rohr eines Glasbläsers. Und an die Tauben.
Ich geh jetzt mal gucken, was ich damals alles verpasst habe.
3. Mai 2005
An dem Tag, an dem Elvis Presley starb, schreinerte mein Vater (was er so schreinern nannte…) eine Blumenbank für unser Wohnzimmer. Sie sah gruselig aus, und ich hoffte, die Pflanzen würden sie bald zuwuchern. Das Licht war stumpf an diesem Tag, diese ganz typische Rhein-Main-Trübnis mitten im Sommer. Und mir war langweilig. An Elvis lag mir nicht viel, und ich wünschte mich nach Italien: “Azurro” mochte ich schon immer lieber als “In the Ghetto”. Aber auch in jenen Ferien habe ich mein Traumland nicht besucht.
In den Jahren seither war ich oft in Italien, nach Venedig habe ich es bisher aber noch nicht geschafft. Nur bis Chioggia, das so ein wenig die “kleine Schwester” Venedigs spielt.
Ich bin sehr gespannt, was hier von Venedig zu lesen sein wird.