Raubtierkapitalismus? Klar, erlebe ich jeden Tag! Der Pfandautomat zum Beispiel. Schluckt zwar meine leeren Flaschen, rückt aber mein Geld nicht raus. Und keiner da, bei dem man sich beschweren könnte. Deshalb gibts ja den Automaten, diesen gefräßigen Tiger.
Die Diskussion um gewisse Auswüchse des Kapitalismus könnte wirklich spannend werden – wenn, ja, wenn sie nicht vom einem verzweifelt wahlkämpfenden SPD-Chef angezettelt worden wäre. Wenn das Arbeitgeberlager nicht beißreflexartig zurückbellen würde: “unpatriotisch!” Und wenn sich Medien nicht darauf beschränken würden, nur Kulisse für ein ewig gleiches Stück zu sein.
Der Titel ist dem Publikum verkündet, die Rollen sind verteilt, die Darsteller schlüpfen in ihre muffigen Kostüme, der Vorhang geht auf, Souffleuse Christiansen nimmt ihren Platz ein – das Drama nimmt seinen Lauf. Die Dialoge – man kann sie mitsprechen. Die Schauspieler – drittklassig, wie üblich. Der Höhepunkt: abgewürgt, wie immer, von der Souffleuse. Der letzte Akt: ein offenes Ende. Seien Sie auch nächste Woche wieder dabei!
Vielleicht haben wir uns so daran gewöhnt, diese Zeremonien mit Politik zu verwechseln, dass wir kaum noch merken, wie sie uns ständig die selbe aufgewärmte Kost servieren.
Dabei würde es sich diesmal lohnen, dran zu bleiben. Sich nicht von Sprechblasen, geschlagenem Schaum, von künstlichem Nebel und gleißenden Scheinwerfern ablenken zu lassen. Immerhin ist das Thema des aktuellen Stücks spannend genug: Dem Kapitalismus wohnt ein Laster inne: Die ungleiche Verteilung der Güter. Dem Sozialismus hingegen wohnt eine Tugend inne: Die gleichmäßige Verteilung des Elends. (Sir Winston Churchill).
Man könnte was draus machen. Mit anderen Expeditionsteilnehmern, versteht sich.
Die Zeit hat mit Beiträgen von Robert Menasse und Amitav Gosh eine Serie zum Thema Zukunft des Kapitalismus begonnen.
Das Zitat von Churchill ist besonders schön (und wahr) … und die Beiträge von Menasse und Gosh fand ich auch sehr interessant und lesenswert.