Ganz spontan hat sie heute beschlossen, die Mittagspause mit mir zu verbringen. Das hat sie noch nie getan. Genau genommen kennen wir uns eigentlich gar nicht richtig.
Ganz bestimmt tat sie das nicht, weil ich eine so angenehme Erscheinung und gute Gesprächspartnerin bin. (Natürlich auch, aber nicht nur.) Es steckte mehr dahinter. Irgendetwas versprach sie sich davon. Und ich ahnte auch, was es war.
Von mir aus, das nahm ich mir fest vor, würde ich nicht darauf zu sprechen kommen. Sie war es schließlich, die etwas von mir wollte. Wir verbrachten die Mittagszeit am Ufer des Flusses, sahen gemeinsam in die Ferne, betrachteten die vorbeiziehenden Schiffe. Gelegenheit für offene Worte gab es reichlich. Zwischen zwei Bissen in mein Brötchen beobachtete ich sie aus dem Augenwinkel. Ihre Körperhaltung, ihre Blicke – alles an ihr signalisierte klar, was sie von mir wollte. Und doch scheute sie sich wohl, es offen auszusprechen. Eigentlich sagte sie gar nichts. Ich aß wortlos weiter.
Schließlich war ich es, die das Schweigen brach. “Ich muss los”, sagte ich nach einem Blick auf die Uhr. Mag sein, dass ich zu plötzlich in die vertraute Stille zwischen uns hineingesprochen hatte, oder dass ich dabei zu ruckartig von der Bank aufgestanden war. Auf jeden Fall ergriff sie die Flucht. Beim Davonfliegen verlor sie ein paar Federn.
*s*
Und… hast du geteilt?
Aber klar.