Die Berichterstattung vieler Nachrichtenagenturen und Zeitungen über den Tod Rudolph Moshammers ist geprägt von Klischees und unreflektierten Vorurteilen, findet der Bund Lesbischer und Schwuler JournalistInnen (BLSJ): “Vom Mord im Homosexuellen-Milieu ist die Rede und BILD titelte ungelenk: Stieg im Homo-Milieu der Killer in sein Auto?”
Gerade Journalistinnen und Journalisten sollten bei ihrer Berichterstattung immer an die Wirkung ihrer Texte denken”, appelliert Martin Rosenberg an die Kolleginnen und Kollegen der Medien: So ist verschiedentlich von polizeilichen Ermittlungen im “Homosexuellen-Milieu” die Rede, obwohl es so etwas ebenso wenig gibt wie ein “Heterosexuellen-Milieu”.
Die Behauptung, dass im Homosexuellen-Milieu ermittelt würde, sei zumindest sprachlich völliger Unsinn. Darüber hinaus zementierten solche Phrasen unbewusst Klischees über Homosexuelle, die damit kollektiv verunglimpft würden.
“Schließlich gibt es weitaus mehr heterosexuell Veranlagte, die die Dienste von Prostituierten in Anspruch nehmen als Schwule”, stellt der Wissenschaftsjournalist Axel Bach fest und appelliert an die Kolleginnen und Kollegen, vor dem Schreiben ihre Wortwahl kritisch zu reflektieren.
Danke für diesen Artikel.
Ja, aber bei den Heterosexuellen werden, wenn, die Prostituierten umgebracht und nicht die Kunden, oder? Die Wahrscheinlichkeit, einem Stricher zum Opfer zu fallen, scheint mir um einiges höher zu liegen als die, von einer Prostituierten erstochen, erschlagen oder erwürgt zu werden. Jedenfalls fallen mir ohne Nachzudenken drei Prominente ein, die “im Homosexuellen-Milieu” umgebracht wurden. Das ergibt dann schon einen kategorialen Unterschied, finde ich.
na, ich weiß nicht, ob das ein argument ist. frauen neigen ja ohnehin nicht so sehr zum mord.
außerdem geht es ja um das ‘milieu’ insgesamt. es werden sicherlich etliche namenlose stricher zum opfer, nur hört man wenig davon. und dann gibt es vermutlich auch noch zuhälter, die kräftig zulangen können. ob mann oder frau. ob homo oder hetero.
Ich weiss nicht, was am altmodischem Wort so falsch ist. Natuerlich haette man auch von “Szene” schreiben koennen. Falsch oder irrefuehrend waere dieser Begriff nur, wenn tatsaechlich nur die “Stricher-Szene” gemeint ist, aber nicht die ueblichen Bars und Treffpunkte der “Szene”…
… vielleicht hilft hier ein Beispiel …
Telefonat mit meiner Mutter vor ein paar Tagen:
“Als wir das vom Moshammer gehört haben, haben wir uns sofort Gedanken gemacht, geht es Dir denn gut, ganz alleine in der großen Stadt? Wir wünschen Dir einen netten & lieben Freund, aber ist diese ‘Szene’ denn nicht gefährlich?”
-> Zu meiner Person kann ich nur sagen, das ich mich nicht in “dieser Szene” bewege und monogame Beziehungen führe. Meine Mutter kannte bisher jeden Freund – und das waren durchweg normale Menschen ;) Erschreckend ist aber dennoch, was durch eine ungenaue Berichterstattung passieren kann: Vorurteile werden geschaffen, Ängste vor dem unbekannten geschürt. Und das nicht nur bei Lesern der Bildzeitung – dazu gehört Mami nämlich nicht ;)
Ich freue mich auf die nächste begegnung mit einem Menschen der erfährt das ich schwul bin – und dem dabei die Kinnlade ‘herunter hängt … “Das hätte ich jetzt gar nicht gedacht! Nicht das ich was dagegen hätte …”