Das sagt sich so leicht: Meine Heimat ist da, wo die Menschen sind, die ich liebe. Dabei hat dieses Reitz-Wort Heimat doch auch eine räumliche Komponente. Oder?
Ich gebe zu: Ich bin nicht mehr so gut im Wurzelschlagen. Ein gutes Jahr habe ich gebraucht, um das Städtchen, in dem ich jetzt lebe, als mein Zuhause zu sehen. Erst als ich die Wege zu Post, Rathaus, Buchladen, Autowerkstatt und Café selbst und auf Anhieb fand; erst als ich aufhörte, mich in der weitläufigen Wald- und Seenlandschaft am Rande der Stadt ständig zu verlaufen; erst als ich hier mein persönliches Mediziner-Sortiment – Hausärztin, Augenarzt, Orthopäde, Frauenärztin, Zahnärztin – gefunden hatte; erst als ich den Ortsfremden, die mich nach dem Weg fragten, Auskunft geben konnte; erst als ich auf dem Weg zum Bahnhof Nachbarn winkte, die aus dem Fenster schauten – erst da begann ich diese Stadt als mein Zuhause zu begreifen.
Viel schneller ging es übrigens mit meiner Wohnung. Die war vom ersten zweiten Tag an mein Zuhause, und ganz schnell kam ich abends nach der Arbeit genau dorthin: nach Hause.
Ein ähnliches Gefühl überfällt mich aber auch, sobald ich das Ortsschild der Stadt passiere, in der ich mein halbes Leben verbracht habe, aber seit zweieinhalb Jahren nicht mehr lebe. Zuhause ist offenbar an vielen Orten.
Und bei vielen Menschen: den Freundinnen und Freunden vor allem, die mit mir älter werden, die seit all den Jahren so verlässlich an meiner Seite sind, dass sie ich sie nie lange suchen muss. Aber auch, und das gebe ich manchmal nur ungern zu, bei jenen, die ich mitunter liebend gerne auf den Mond schießen würde. Alle Menschen tragen in der Familie seelische Schäden davon. Aber wir haben kein Konzept für etwas anderes. Wir kennen nichts, das bindender und verlässlicher wäre, sagt “Heimat”-Regisseur Edgar Reitz.
Und im gleichen Interview: Heimat ist etwas, was man vielleicht aus der Kindheit kennt oder zu kennen glaubt, wonach man sich sehnt – und in dem Moment, wo man anfängt, sich dorthin zu bewegen, entfernt es sich immer weiter, und man wird es niemals finden.
Möglich also auch, dass Ernst Bloch Recht hatte: Heimat ist der Ort, wo noch niemand war.
Das Zitat von Bloch ist interessant … werde ich mal drüber nachdenken.
Bei Dir geht’s heute ja ganz schön “militärisch” zu (siehe Header). Bist Du in Kampfeslaune? ;o)
Militärisch? Hey – die Jungs kämpfen nicht, die trinken sich einen! ;)
hach, die kleine Flasche hatte ich übersehen ;o)
Ich geb ja zu, das Bild ist knapp geschnitten – aber noch höher sollte es wirklich nicht werden. :)
Ich dachte: my home is where my laptop is wäre der Wahlspruch?
Ich nehme meine drei Pfund Hantel