Neulich, auf einem Straßenfest, am anderen Ende des Tisches: Drei Damen im mittleren Alter, gut situierte Urlaubsbräune unter dem Makeup.
Dame 1: Also, wisst ihr: Das mit dem Buddhismus, ne. Das ist mir richtig nahe.
Dame 2: Ja, du, mir irgendwie auch. Dieser Gedanke, der dahinter steht.
Dame 1: Genau.
Dame 3: Der Weg ist das Ziel.
Dame 1: Ja, genau. So einfach auch, irgendwie. Und friedlich. Da ist gar keine Aggression und so. Gar nicht wie in anderen Religionen.
Dame 3 (nickt): Hmmm.
Dame 2: Ich mein, im Grunde ist es doch so: Von 100 Menschen, die du triffst, sind nur zwei wirklich gut. Und 80 sind scheiße.
Dame 1 und 3: nicken zustimmend
Was ist mit dem Rest? möchte ich an dieser Stelle fragen, verkneife es mir aber. Ich will mit Siebenstein diesen wunderbaren Tag und dieses leckere vietnamesische Essen genießen.
Und ich ahne: Das da nebenan entwickelt sich gerade zu einem Blogeintrag. Muss nur noch mitstenografieren, gedanklich.
Dame 1: Die Juden, also die jüdischen Leute, die sind ja auch wieder ganz anders. Jedenfalls die mit den Dingern auf dem Kopf und den Locken.
Dame 2: Das sind die Radikalen.
Dame 1: Bei uns ist ja diese Synagoge, und wenn die singen, das ist ja kaum auszuhalten. STUNDEN geht das. STUNDEN.
Dame 3: Echt? Und das hört man dann?
Dame 1: Jaja. Die singen richtig laut. Da gab es schon viel Ärger deshalb in der Nachbarschaft.
Dame 2: schüttelt pikiert den Kopf
Dame 1: Die könnten ja wenigstens die Fenster zumachen. (die flache Hand über die Augen haltend, geblendet von der Spätsommersonne) Ist ja kühl genug in so einer Synagoge.
Ich würd ja gerne schmunzeln oder sogar lauthals loslachen, wenn es mir nicht auf dem Wege im Hals stecken bliebe.
Na, dann will ich Euch mal allen ein Frohes Neues Jahr wuenschen… Das juedische Neujahr steht naemlich vor der Tuer. Feiert schoen Rosh Hashana, und wenn in der Synagoge der Shofar geblasen wird, fallen die guten Damen bestimmt in Ohnmacht.