Laute Stimmen, rennende Uniformierte, ein merkwürdiger Geruch in der Luft – geradezu erschreckend wenig braucht es heutzutage, um in den meisten Köpfen unmittelbar den Gedanken an einen Terroranschlag zu wecken. An Bahnhöfen, Flughäfen, in Fußgängerzonen und Stadien – überall dort, wo die Menschenmenge zwangsläufig dichter wird, ist Angst zur ständigen Begleiterin geworden. Was wäre, wenn? Was wäre, wenn hier?
Der Innenminister nutzte die jährliche Vorstellung des Verfassungsschutzberichtes auch diesmal, um das Land vor möglichen Attentaten zu warnen. Zwar kann auch er die Zahl der Terrorverdächtigen in Deutschland nicht beziffern, aber da man ja grundsätzlich nichts ausschließen kann, hebt Schily schon mal vorsorglich den Zeigefinger. Und heizt die Debatte um schärfere Gesetze an, mit der unter anderem die dringend nötige Regelung der Zuwanderung gerade politisch versenkt wird.
Kein Wunder, dass Gesetzesänderungen das beliebteste Thema bei Politikern sind: Sie erwecken den Eindruck von Aktivität und sind billig zu haben. Dagegen kann die Strategie, Polizei und Sicherheitskräfte besser auszustatten und ihnen wenigstens den Hauch einer Chance im Kampf gegen Kriminelle zu geben, kaum anstinken: Zu teuer. Und zu wenig öffentlichkeitswirksam, weil es keiner merkt, wenn der Nachrichtendienst neue Software und die Polizei mehr und besser geschultes Personal hat. Nicht sofort jedenfalls. Aber nach und nach vielleicht – wenn die Angstreflexe beim Spaziergang durch eine Großstadt langsam nachlassen.