Auch, wenn man sich über solche “Zwischenfälle” in einem (offiziell für beendet erklärten) Krieg nicht wundern darf, so erwische ich mich dennoch dabei, in meinem weltfremden kleinen Hirn nach Erklärungen zu suchen dafür, dass irgendjemand Freude am Leid eines anderen empfinden kann. Dass Schmerz und Tod offenbar noch nicht häufig genug zum Leben gehören, und viele dem auch noch nachhelfen müssen.
Weit komme ich dabei nicht – will ich auch nicht. Noch immer nehme ich alles, was da draußen passiert, wie durch Milchglas wahr. Bleib mir vom Leib, Welt, wenn du so bist – wenigstens heute noch.
Gekauft hatte ich den Spiegel gestern eigentlich nur, weil ich Kleingeld für die Bahn brauchte. Aber dies ist Teil einer anderen Geschichte, einer, die von der Rückkehr aus der Fremde erzählt, von durchwachten Nächten, von einem schwankenden Gang über das Minenfeld Familie, von einem vergessenen Ticket, einer entleerten Geldkarte und einem Automaten, der den letzten zerknitterten Fünfer nicht schlucken mag, um mich endlich wieder dorthin zu bringen, wohin ich gehöre; eine Geschichte mit dem Titel “Gestrandet in der Ostendstraße”. ;)
4. Mai 2004
naja, dann klingelste mal und dann kriegste auch nen kaffee! :-)
:) Ich glaub allerdings, dass du dich zu diesem Zeitpunkt noch mit “Sasser” rumgeärgert hast…
Das Krieg net schön ist wissen wir alle, trotzdem ist das kein grund Menschen so zu demütigen und zu Foltern..ich steh auf der seite der Opfer nicht auf der seite der Täter und da empfinde ich extremes MITLEID!!
gruss Aby
Trotzdem sollte man nicht vergessen, wenn man von Folter spricht, dass im umgekehrten Fall es nicht bei Demütigung und überwiegend psychischer und mäßiger physischer Folter bliebe.
Erinnert sich jemand noch daran, wie die französische Journalistin, die lebend in die Hände der Taliban in Afghanistan geriet, bestialisch massakriert wurde?
Das ist kein Plädoyer fürs wie-du-mir-so-ich-dir … sondern dafür, bei aller gerechtfertigter Empörung die Dimensionen nicht aus dem Blick zu verlieren.
Und wer sich vergewissern möchte, wie es britischen Gefangenen in Iraqi-Haft im ersten Golfkrieg ging, dem sei Die Männer von Bravo Two Zero von Andy McKnab auf den Nachttisch gelegt – aber Vorsicht vor den Alpträumen…
Verzichte dankend, ojb – ich glaub es auch so. Besonders heikel wird es halt, wenn gerade die foltern, die doch ins Land kamen, “um Demokratie und Rechtstaatlichkeit zu bringen” – etwas, das die Taliban nun wirklich nicht vorgeben (können).
Korrekt. Absolut korrekt. Das hätte niemals passieren dürfen – aus moralischen wie politischen Gründen. Ich will auch gar nicht eine Debatte darüber eröffnen, wo “Misshandlungen” aufhören und “Folter” anfängt – aber dennoch anregen, mit dem Begriff “Folter” vorsichtig umzugehen. Und wir werden niemals uns um die “Daschner-Problematik” herumdrücken können: Wie würdest du es halten, wenn das Leben eines geliebten Menschen bedroht ist und offensichtlich der einzige Weg, das zu verhindern, darin besteht, einen Menschen zu drangsalieren/misshandeln/quälen/foltern/ … vor dem Gewissens-Prüfungsausschuss für Kriegsdienstverweigerer haben wir solche Fragen (“Was würden Sie tun, wenn ihre Freundin von einem Vergewaltiger angegriffen wird?”) als irrelevant abgelehnt. Aber uns in Wirklichkeit nur vor der Beantwortung gedrückt.
Zwei paar Schuhe, ojb. Die Vorfälle in irakischen, afghanischen oder kubanischen Gefängnissen haben mit der Daschner-Problematik nichts gemein.
Klar ist, dass ich mich später in einem Verfahren zu verantworten hätte, wenn ich hier zu Lande einen Menschen – aus welchem Grund auch immer – misshandelte. Das müsste jeder, auch der, der die Freundin vor einem Gewalttäter schützt. Hier geht es doch aber um die Frage, ob körperliche Gewalt als Einsatzmittel von Behörden – des Staates also – erlaubt sein soll. Und das ist für mich ein gravierender Unterschied zur Notwehr- oder Gefahrenabwehr-Situation, in der sich ein einzelner Mensch befinden kann.
Ja, klar. Ich habe “Daschner-Frage” nur als griffigen “Arbeitstitel” verwandt…übrigens soll sie auch Behörden nicht erlaubt sein. Sondern derjenige, der sich über Gesetze hinwegsetzt, muss sich dafür verantworten. Und ein Gericht wird dann tun, was es immer tut: Nicht Gerechtigkeit ausüben, sondern Recht sprechen.
Das findet sich übrigens auf der NavySEALS-Website zu den Vorfällen:
“(…) the one-star general in charge at Abu Ghraib prison: Brigadier General Janis Karpinski was wholly and completely responsible for every action in that prison – whether she knew about it or not. The fact that she claims she knew nothing is only more proof that she was completely incompetent and that the place was out of control. Her actions, or lack thereof, have placed the entire 1 1/5 year efforts of two hundred thousand soldiers, sailors, airmen and Marines (and coalition partners) at risk of being rendered meaningless. The enormous personal effort by the soldiers and civilian volunteers to win the hearts and minds of ordinary Iraqi’s has been dashed by a single incident of amazing cruelty and insensitivity to the mission of the United States in Iraq. Of course those that perpetrated the actual acts are trailer trash to the extreme. ”
US-Pathos gewiss, Propaganda vielleicht – aber ich glaube sogar, dass ein ehrlicher Kern drin steckt.