Bildersprache

Was ist das für eine Regierung, deren Land eine offenbar verheerende Katastrophe erlebt – und die als eine der ersten Maßnahmen die Telefonleitungen in das Unglücksgebiet kappt, damit die Welt keine Einzelheiten erfährt? “In Nordkorea ist alles ein Geheimnis”, sagte ein Chinese dem FR-Kollegen, der sich mittlerweile wenigstens bis ins Grenzgebiet nach Nordkorea vortasten konnte.

Selten sitzen die Medien derart auf dem Trockenen wie bei diesem Eisenbahnunglück. Seit die erste Meldung gestern Nachmittag über den Ticker kam, gibt es Informationen nur tröpfchenweise. Einige Online-Medien stürzten sich prompt auf die schier unglaubliche Zahl von 3000 Opfern. Andere sprachen vorsichtiger von “vielen Toten”. Heute schwankt die Zahl der Getöteten zwischen 54 und 150.
Aktuelle Bilder aus dem Katastrophengebiet gibt es nicht. Bis zu diesem Augenblick liefern die Agenturen lediglich ein Jahr alte Satellitenaufnahmen von dem Bahnhof, an dem die beiden Züge explodiert sein sollen. Lediglich die BBC zeigte heute Morgen ein Satellitenfoto vom Unglücksort, auf dem Rauchwolken zu erkennen waren – mittlerweile ist das Bild aus der Online-Ausgabe wieder verschwunden. Einige Agenturen liefern grafische Karten – das wars.
Was man nicht sieht, findet nicht statt – die alte journalistische Regel fällt mir ein. Ereignisse brauchen Bilder, erst dann werden sie – vielleicht – in ihrem Ausmaß wahrgenommen. Ist halt so.
Ist das so?