Ob zu Recht oder zu Unrecht: Die Zeitung wird im Ruch stehen, die Parteizeitung der SPD zu sein, und die Journalisten, die wegen der Bürgschaft eine Zeitlang verdächtigt wurden, Roland Koch sanfter zu behandeln, wird man nun mit dem Vorwurf konfrontieren, ihre Berichterstattung diene den Interessen der SPD, schreibt Ulrike Simon heute im Tagesspiegel.
Das ist es wohl, was den Redakteurinnen und Redakteuren der Frankfurter Rundschau an den Übernahmeplänen durch die SPD-Holding DDVG die größten Bauchschmerzen bereitet.
Auch, wenn die Redaktion weiterhin parteipolitisch unabhängig berichtet; auch, wenn die Regierungspartei auch künftig nicht mit Samthandschuhen angefasst wird: Viele werden der Versuchung unterliegen, die gleiche Haltung, angewandt gegenüber der derzeitigen Opposition, mit der Beteiligung der Genossen an der FR in Verbindung zu bringen.
Im Grunde schadet es einer freien Presse ja nicht, wenn die Leserschaft sie mit Argusaugen beobachtet. (Auch wenn es so gut wie keine Folgen hat, wie Bild jüngst in Hamburg wieder bewies, wo das Blatt Ole von Beust ganz unverblümt in der Wählergunst nach oben geschrieben hatte.) Dennoch: Für den Tagesspiegel wäre ein Einfluss der SPD auf redaktionelle Inhalte der FR sogar kontraproduktiv:
Parteizeitungen funktionieren nicht, wie die 140-jährige Geschichte der SPD-Medien zeigt. Und gerade die FR mit ihren überkritischen Lesern dürfte wohl kaum ihre Glaubwürdigkeit als unabhängige Zeitung riskieren. Der Verlust publizistischer Glaubwürdigkeit hätte unweigerlich den wirtschaftlichen Gau zur Folge. Und davor soll die FR ja gerade bewahrt werden.
Die ersten Abonnenten drohen übrigens bereits mit Kündigung. Sie müsste man zurückfragen, ob ihnen die Einstellung “ihrer” FR lieber gewesen wäre.
12. März 2004
Was kann da schon bei rumkommen, wenn sich zwei schwerfällige, untergehende Tanker – ein politischer und ein publizistischer – aneinander andocken?
Tja, ein Blick auf die DDVG zeigt, dass dies kein schwerfälliger Tanker, sondern ein wendiger Flitzer zu sein scheint, der der Partei eine Menge Geld in die Kasse bringt. Was den anderen Kahn angeht: Vor einem guten Jahr hätte das Bild noch gepasst; heute längst nicht mehr.